iegelmauer
Widerwillig stand Ma Jung auf und legte das Gesicht an den Spalt, den der Puppenspieler
für ihn aufgetan hatte. Unwillkürlich holte er tief Luft. Durch einen schmalen,
gezackten Riß in der Ziegelmauer schaute er hinein
in eine halbdunkle Galerie mit roten Bodenfliesen. Im Hintergrund befand sich
ein Erker mit breiten Fenstern, an denen die Rollvorhänge aus Bambus heruntergelassen
waren. Zur Linken und zur Rechten erhoben sich rotlackierte Säulen. Sprachlos
vor Entsetzen starrte Ma Jung auf den Mann, der mit dem Rücken zu ihm in der
Mitte stand. Er trug ein schwarzes Seidengewand, und in der rechten Hand hatte
er eine lange Peitsche. Mit seltsam abgehackten Bewegungen ließ er sie in einem
fort auf eine splitternackte Frau niedersausen, die mit dem Gesicht nach unten
auf einem niedrigen Diwan lag. Ihr langes schwarzes Haar hing auf die roten
Fliesen hinab, ihr Rücken und ihre Hüften waren voller Blut. Unvermittelt hielt
der Mann inne; sein Arm mit der Peitsche blieb reglos in der Luft hängen. Die
Säulen entlang kamen mit gemächlichem Flügelschlag zwei große bunte Vögel geflogen.
- Robert van Gulik, Mord nach Muster. Zürich 1989
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