errbild Als
ich noch Student war, lachten meine Freunde viel über mich, weil ich die Gewohnheit
hatte, in jeden Spiegel zu sehen, und eigens meine vier Wände mit Spiegeln
behängte. Sie legten mir das als persönliche Eitelkeit aus. Aber es war in Wirklichkeit
nicht so. Ich wollte an meinem Spiegelbilde sehen,
wem es gliche. Ein Spiegel sagt jedem die Wahrheit über sich selbst. - Es grauste
ihn bei der Erinnerung daran, wie er als Kind in das Lachkabinett des Panoptikums
in Kopenhagen mitgenommen wurde, wo man sich von oben und unten, von rechts
und links im Bilde sehen konnte in Hunderten von Spiegelgläsern, welche Gesicht
und Gestalt in allen möglichen Verzerrungen und Verdrehungen wiedergaben - bald
verkürzt, bald in die Länge gezogen, bald übermäßig breit oder schmal und dabei
doch eine gewisse Ähnlichkeit bewahrend -, und es drängte sich ihm der Gedanke
auf, wieviel Lebenswahrheit darin lag. So spielt sich das eigene Ich, unser
Sein und Wesen, in allen den Köpfen von Menschen, die einem begegnen und mit
denen man zusammenlebt, wider: Als Ebenbild und Zerrbild
von uns selbst lebt es noch eine Zeitlang fort und will als Wahrheit über uns
gelten. Auch ein schmeichelhaftes Bild ist nur Schein und Lüge.
-
(
blix
)
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