Zellophan  Von Zeit zu Zeit beginnt der auf mich gerichtete Blick hinter seiner Brille zu verschwimmen. Er wirkt wie verhext. Ich kenne das; mir ist dasselbe vor zwei Jahren passiert, nach der Trennung von Véronique. Man hat das Gefühl, man könnte sich auf der Erde wälzen, sich die Adern mit einer Rasierklinge aufschneiden oder in der Métro masturbieren, und niemand würde einen beachten; niemand würde auch nur einen Finger rühren. Als ob man von der Welt durch einen transparenten, unverletzbaren, perfekten Film getrennt wäre. Übrigens hat es mir Tisserand neulich selbst gesagt (er hatte getrunken): «Ich habe das Gefühl, eine Hühnerkeule unter Zellophan in einem Supermarktregal zu sein.» Und dann sagte er: «Ich habe das Gefühl, ein Frosch in einer Glasglocke zu sein; ich schaue doch aus wie ein Frosch oder nicht?» Ich antwortete sanft und ein wenig vorwurfsvoll: «Raphaël ...» Er schrak zusammen; es war das erste Mal, dass ich ihn bei seinem Vornamen nannte. Er wurde verlegen und sagte nichts mehr. Am nächsten Tag betrachtete er lange seine Tasse Nesquik. Und dann, in fast träumerischem Ton, seufzte er: «Verflucht, ich bin achtundzwanzig und immer noch Jungfrau!» - Michel Houellebecq, Ausweitung der Kampfzone (1999, zuerst 1994)
 

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