eitwirbel   In den Tiefen ihres beschädigten Hirns schmeckte Agneta Rautavaara die Säure von Erbrochenem und schauderte vor Angst und Ekel. Um sie herum lag EX208 in Trümmern. Sie konnte Travis und Elms sehen: sie waren in blutige Stücke zerrissen worden, und das Blut war gefroren. Eis bedeckte das Innere der Kugel. Luft weg, Temperatur weg ... Was hält mich überhaupt am Leben? fragte sie sich. Sie hob ihre Hände und faßte sich ans Gesicht - oder genauer, versuchte, sich ans Gesicht zu fassen. Mein Helm, dachte sie. Ich hab ihn rechtzeitig aufgesetzt.

Das Eis, das alles bedeckte, begann zu schmelzen. Die abgetrennten Arme und Beine ihrer zwei Kameraden fügten sich wieder mit deren Körpern zusammen. Basaltsplit-. ter, die in der Hülle der Kugel steckten, wurden herausgezogen und flogen weg.

Die Zeit, erkannte Agneta, läuft rückwärts. Wie seltsam!

Die Luft kam wieder; sie hörte das dumpfe Heulen der Signalsirene. Und dann, langsam, stieg die Temperatur. Travis und Elms rappelten sich benommen auf. Sie blickten um sich, gänzlich verwirrt. Ihr war zum Lachen, doch die Lage war zu ernst dazu. Anscheinend hatte die Wucht des Aufpralls einen Örtlich begrenzten Zeitwirbel bewirkt.

»Setzt euch hin, ihr beiden«, sagte sie.

Travis sagte mit schwerer Zunge: »Ich - o. k.; hast recht.« Er nahm an seiner Konsole Platz und drückte auf den Knopf, der ihn fest angurtete. Elms dagegen stand einfach da.

»Wir sind von ziemlich großen Bruchstücken getroffen worden«, sagte Agneta.

»Ja«, sagte Elms.

»Groß genug und mit genügend Wucht, um einen Zeitwirbel zu bewirken«, sagte Agneta. »Und drum sind wir jetzt in einem Zeitpunkt vor dem Ereignis.«

»Naja, zum Teil liegt's auch an den Magnetfeldern«, sagte Travis. Er rieb sich die Augen; seine Hände zitterten. »Nimm den Helm ab, Agneta, du brauchst ihn ja nicht.«

»Aber jetzt kommt dann der Zusammenstoß«, sagte sie.

Beide Männer blickten sie an.

»Wir werden den Unfall wiederholen«, sagte sie.   - Philip K. Dick, Der Fall Rautavaara. Zürich 2000