Zeitverschwendung    Es zerflattern uns die besten Tage, indem wir zwischen Hoffnung und Furcht, Argwohn und Ärger, Begeisterung und Enttäuschung hin- und herpendeln, und wir verschwenden unsere Zeit. Ein streitsüchtiges, mißmutiges, unordentliches, melancholisches und elendes Leben führen wir, und könnten wir das Kommende vorhersehen und hätten wir die Wahl, so würden wir diese leidvolle Existenz eher zurückweisen, als sie zu akzeptieren. Kurz und gut, die Welt selbst ist ein Irrgarten, ein Labyrinth der Irrtümer, eine Wüste, Wildnis und Räuberhöhle, übersät mit dreckigen Tümpeln und schrecklichen Felsen, voll von Abgründen, ein schweres Joch, ein Ozean der Not, in dem Gebrechen und Unheil übereinanderschwappen oder sich wie Wellen jagen. Wer Skylla umschifft, der scheitert an Charybdis, und so geraten wir trotz unserer ständigen Plackerei und Angst von einem Unheil in das andere und kommen aus den Drangsalen und Knechtungen nicht heraus.  - (bur)

Zeitverschwendung  (2)  Er wählte Commander Cox' Buchstaben. Einen Augenblick spater erschien das fleischige, gutmütige Gesicht des Base Commanders im Videophon
.
»Cox, hier Harris. Ich habe also mit ihm gesprochen. Das einzige, was ich aus ihm rauskriegen konnte, ist, daß er sich eben für eine Pflanze hält. Was haben wir sonst noch? Irgendwelche Verhaltensauffälligkeiten?«

»Nun«, sagte Cox, »es fing damit an, daß er nicht die geringste Arbeit mehr verrichten wollte. Der Garnisons-Chef hat berichtet, daß dieser Westerburg aus der Garnison rausspaziert ist, sich hingehockt hat und den ganzen Tag lang einfach so dasaß.«
»In der Sonne?«

»Ja. Einfach so in der Sonne. Bei Einbruch der Dunkelheit kam er wieder zurück. Wenn man ihn gefragt hat, warum er nicht in der Jet-Werkstatt arbeiten würde, hat er geantwortet, er müsse draußen in der Sonne sein. Dann hat er gesagt -« Cox zögerte.

»Hat was gesagt?«

»Er hat gesagt, daß Arbeit unnatürlich sei. Daß sie Zeitverschwendung sei. Daß die einzige sinnvolle Betätigung Sitzen und Kontemplieren sei - unter freiem Himmel.«

»Und dann?«

»Dann fragten sie ihn, wie er auf diese Idee gekommen sei, und er erklärte ihnen, daß er eine Pflanze geworden sei.« 

»Ich muß anscheinend noch einmal mit ihm reden«, sagte Harris. »Und er hat eine endgültige Entlassung aus der Patrouille beantragt? Was für einen Grund hat er genannt?«

»Denselben, daß er jetzt eine Pflanze ist und kein Interesse mehr am Patrouillendienst hat. Das einzige, was er tun möchte, ist in der Sonne sitzen. Das ist der größte Mist, den ich jemals gehört habe.«

»Na gut. Ich denke, ich werde ihn in seinem Zimmer aufsuchen.« Harris warf einen Blick auf seine Armbanduhr. »Nach dem Dinner gehe ich rüber.«

»Viel Glück«, sagte Cox düster. »Aber wer hätte jemals davon gehört, daß sich ein Mensch m eine Pflanze verwandelt? Wir haben ihm gesagt, das sei unmöglich, aber er hat uns nur angelächelt.«   - Philip K. Dick, Pfeifer im Wald. In: P. K. D., Und jenseits - das Wobb. Zürich 1998

Zeit


Oberbegriffe
zurück 

.. im Thesaurus ...

weiter im Text 

Unterbegriffe

VB

 

Synonyme