eichensprache  Vielleicht war es meine Ungeschicklichkeit; vielleicht war das letzte Mal  lange her. Sie rollte sich wieder auf den Bauch und hob das Gesäß.

Das Wort dafür ist »bespringen«, häßlich, lieblos - veterinär. »Decken« ebenso. Nicht einmal die Gebärdensprache bietet da Abhilfe. Die verschiedenen Unterarten des Geschlechtsaktes sind in der Ameslan-Gestensprache einfach zweihändige Imitationen der angewendeten Position. Die linke Hand spielt die Rolle des einen Partners, die rechte die des anderen. Zeige-und Mittelfinger werden zu einem Paar Beine, die linke Hand kann die rechte von hinten oder von vorne oder mit dem Kopf zwischen den Beinen »bespringen«. Eine schöne Sprache manchmal, das auf jeden Fall; manchmal aber auch direkt und sparsam. Veränderungen der Position, Geschwindigkeit und Spannung können weitere Nuancen geben. - Peter Goldsworthy, nach: Affenmensch und Menschenaff. Hg. Margit Knapp. Berlin 1999 (Wagenbach Salto 85)

Zeichensprache (2)  Geißnas ward herbei geholt und kam Tages darauf. Zum Willkomm schenkt' ihm Panurg ein fett Kalb, ein halbes Schwein, zween Lägel Wein, ein Last Getreidig, und dreißig Franken kleine Münz. Führt' ihn darauf vor Pantagruel und macht' ihm in Beisein der Kammerherrn dies Zeichen: Er jähnt' eine gute Weil und beschrieb im Jähnen vor dem Mund mit dem Daumen der rechten Hand die Figur des griechischen Buchstaben Tau  zu öftern Malen. Hub  darauf die Augen  gen Himmel und dreht' sie im Kopf um, gleich einer Geiß, wann sie verwirft: hustet' dabei und seufzt' tief auf. Itzt wies er auf seinen mangelnden Latz, nahm unterm Hemd dann mit ganzer Faust seinen Musketonner und klatscht' damit melodisch zwischen den Schenkeln: bog sich aufs linke Knie und blieb also in knieender Stellung, mit beiden Armen kreuzweis über der Brust gefaltet.

Geißnas betrachtet' ihn aufmerksam. Drauf hüb er die linke Hand in die Höh und ballt' an selbiger alle Finger, bis auf den Daumen und Zeiger, daran er die Nägel sanft zusammenbog. -»Ich seh schon«, sprach Pantagruel, »was er mit diesem Zeichen meint. Es bedeutet Hochzeit, und überdies die Dreizahl nach Pythagorischer Lehr. Ihr werdet freien.« - »Ei«, sprach Panurg, und wandt  sich zum  Geißnas,  »großen  Dank,  mein kleiner Truchseß, mein Comit, mein Algosan, mein Sbirr, mein Barigell!« - Drauf hüb er dieselbige Linke noch höher, streckt' und spreizt' die fünf Finger daran soweit er könnt auseinander. -»Hiemit zeigt er euch«, spradi Pantagruel, »noch deutlicher unter dem Bild der Fünfzahl, daß ihr frein werdet, und nicht nur Freit, Verlöbnis und Hochzeit halten, sondern auch Beiwohnung; und daß ihr zum Zweck werd schießen. Denn Pythagoras nannt darum die Fünfzahl die ehliche Zahl der vollzogenen Hochzeit und Vermählung, weil sie bestehet aus der Trias, welches die erste ungerade und Plus-Zahl ist, und aus der Dyas, der ersten geraden: wie Mann und Weib in eins verbunden. Derhalb man auch zu Rom vor Zeiten am Hochzeittag fünf wächserne Kerzen brannt, und deren weder bei den Reichsten mehr, noch bei den Ärrrtsten weniger zu brennen erlaubt war. Ferner riefen die Heiden vor Alters über ein junges Ehepaar fünf Götter an, oder vielmehr einen einigen Gott in fünferlei Gnaden:  den  Jupiter Nuptialis, Juno, des Festes Fürstand, Venus, die Schöne, Pitho, die Göttin der Überredung und guten Wort, und Diana zum Beistand in Kindesnöten.« — »O«, rief Panurg, »des gütigen Geißnas! Ich will ihm einen Meierhof bei Cinais schenken und eine Windmühl zu Mirebalais.«

Itzt hüb der Stumme mit großer Gewalt und Leibeserschüttrung zu niesen an, wobei er sich zur Linken kehrte. - »Potz Millius!  was ist dies?«  sprach Pantagruel.  »Das  bringt euch keinen Segen; es zeigt, daß eure Eh unglücklich und infaust sein wird. Dies Niesen ist, nach des Terpsion Lehr, der Sokratische Dämon: wenn es zur Rechten geschieht, bedeutets, daß man sein Werk getrost angreifen, kühn darauf zugehn soll, daß Anfang, Fortgang und Verlauf gut und beglückt sein wird. Zur Linken ist es das Widerspiel.« - »Ihr«, sprach Panurg, »kehrt alles nur zum Übel, und obturbiert allzeit, wie ein andrer Davus.  Ich  glaub  kein Wort davon  und kenn auch  den alten Schmöker Terpsion nicht weiter, denn als Leutbescheißer.« -»Gleichwohl«, antwort' Pantagruel, »sagt Cicero etwas hierüber im zweiten Buch der Divination.« - Darauf kehrt' sich Panurg zum Geißnas und macht' ihm dieses Zeichen für: Er zerret' die Augenlider zu Berg, verdreht' die Kiefern von rechts nach links und hing die Zung halb aus dem Mund. Dann streckt' er die linke Hand offen aus, bis auf den mittelsten Finger, welchen er waagrecht über die flache Hand hielt, und also auf den Ort seines Latzes aufsetzt'. Die Rechte ballt' er zusammen, bis auf den Daumen, den er steif unter der rechten Achsel zurückbog und ihn über dem Gesäß an den Ort hielt, welcher auf arabisch Alkatim heißt. Tauscht' darauf plötzlich um und hielt die Recht' in Form der Linken dahin, wo ihm der Latz fehlt'; die Link' in Form der Rechten aber auf das Alkatim. Dies Tauschen der Hand wiederholt' er zu neun Malen. Beim neunten bracht er die Augenlider wieder in ihren natürlichen Stand, desgleichen die Kiefern und die Zung; warf itzt sein Scheel-Aug auf den Geißnas und wackelt' mit den Lefzen dazu, wie ein Aff, wann er still sitzt, oder auch wie die Kanickel im grünen Haber.

Alsbald hüb Geißnas die rechte Hand ganz flach in die Höh, schob dann den Daumen derselben bis ans erste Glied zwischen das dritte Glied des Arzt- und Mittelfingers und druckt' sie fest um den Daumen, wobei er die andern Glieder an ihnen einkniff, den Zeiger aber und kleinen Finger gerad ausstreckt'. Die also zusammengefügte Hand setzt' er Panurgen auf den Nabel, bewegt' den Daumen in einem fort und steift' die Hand, wie auf zwei Bein, auf den kleinen und auf den Zeigefinger.

Also stieg er mit selbiger Hand Panurgen allmählig von unten auf, vom Bauch zum Magen, Brust und Hals bis an das Kinn und streckt' ihm endlich den wackelnden Daumen gar ins Maul. Rieb ihm sodann die Nas damit, stieg zu den Augen fort und stellt' sich, als wenn er sie ihm mit dem Daumen ausstoßen wollt. Dies verdroß Panurgen und strebt' sich von ihm zu be-frein und los zu machen. Geißnas aber fuhr immer fort, ihm bald die Augen, bald die Stirn und Mützenränder mit seinem wackelnden Daumen zu tupfen. Endlich schrie Panurg und sprach: »Potz Element! Herr Narr, laßt ab, oder 's setzt Puff. Narrt ihr mich länger, so papp ich euch mit dieser Faust einen Butzen auf euer Hundsgesicht.« — »Er ist ja taub«, sprach Bruder Jahn, »er hört nicht, was du ihm sagst, Cujon. Mach ihm das Zeichen des Maulschellenhagels.« — »Was Teufel«, rief Panurg, »erkeckt sich doch der Hans Altbart! hat mir schier die Augen zu brauner Butter gequirlt. Bei Gott! (da jurandi) ein Traktament Wachteln mit doppelten Nasenstübern gespickt, das soll euch werden.« — Damit entwich er, indem er ihm den Maulfurz macht'. Der Stumm', als er Panurgen sah ausziehn, verrannt ihm den Paß, hielt ihn zurück gewaltsam und macht' ihm dieses Zeichen: Er senkt' den rechten Arm zum Knie soweit er damit langen konnte, ballt' alle Finger zur Faust zusammen und streckt' den Daumen zwischen den Zeiger und mittelsten. Rieb sich darauf mit der Linken über den Ellenbogen am selben rechten Arm, und erhub im währenden Reiben die Hand desselben allmählig bis an den Ellenbogen und höher; ließ sie flugs wieder sinken, wie zuvor, dann hüb und senkt' er sie wechselsweis und wies sie Panurgen.

Panurg, verdrüßlich, hüb die Faust auf, den Stummen zu schlagen. Doch aus Ehrfurcht vor Pantagruels Gegenwart hielt er noch anrieh. Da sprach Pantagruel: »Wenn euch die Zeichen schon verdrießen, o wieviel mehr erst Werdens die Sachen, die sie bedeuten! Punkt für Punkt reimt sich das Wahre zu dem Wahren. Der Stumme zeigt an und bedeutet euch, daß ihr frein werdet, daß man euch zum Hahnrei machen, schlagen, und bestehlen wird.« - »Das Frein«, antwortet' Panurg, »concedo: das andre leugn ich; und bitt euch, tut mir die Lieb und glaubt: daß nie ein Mensch mit Weibern und Pferden auf Erden noch solch Glück gehabt hat, als mir prädestinieret ist.« - (rab)

Zeichensprache (2, literaturwissenschaftliche)

- Cleemens Brentano: Klopfstock und seine fünf Söhne, umgesetzt in Zeichensprache von Marianne Thalmann, Zeichensprache der deutschen Romantik. Hamburg 1967

Zeichensprache (3)  Ich habe mich für meine eigene Person daran gewöhnt, in allem moralischen Urteilen eine stümperhafte Art Zeichensprache zu sehen, vermöge deren sich gewisse physiologische Tatsachen des Leibes mitteilen möchten: an solche, welche dafür Ohren haben. Aber wer hatte bisher dafür Ohren! — Daß in der Tat bisher die Ohren dafür fehlten (oder falsche Ohren und falsche Auslegungen da waren) und das Bewußtsein sich Jahrtausende vergeblich bemüht hat und sich selber falsch auslegte, — dies ist ein Beweis dafür. Dennoch glaube ich, daß es eine Zukunft für das Verständnis der Moral gibt und daß an dieses bessere Verstehen sich Hoffnungen für die Verbesserung des menschlichen Leibes anhängen dürften.   - Friedrich Nietzsche, "Die Unschuld des Werdens" (Nachlaß)

Zeichensprache (3)  Ein Priester ist. davon überzeugt, daß sich die Menschen auch mit Zeichen unterhalten können. Der Bischof bezweifelt das. Man unternimmt einen Versuch. Der Priester bringt einen Bäcker mit, befiehlt dem Mann, kein Wort zu reden und auf die Fragen des Bischofs nur mit Zeichen zu antworten.

Der Versuch beginnt.

Der Bischof hebt einen Finger, um anzudeuten, daß es nur einen Gott gibt.
Der Mann hebt zwei Finger. Der Bischof meint, das solle bedeuten: Vater und Sohn.
Der Bischof hebt drei Finger und meint die Heilige Dreifaltigkeit. Der Mann macht die Faust.
Der Bischof meint, er wolle auf die Gemeinsamkeit aller drei hinweisen.
Der Bischof zeigt einen Apfel vor. Er will sagen: die Welt ist rund. Der Mann hält ihm eine Brotrinde hin.
Ah, denkt der Bischof- der Mensch lebt nicht vom Brot allein. Dann darf der Bäcker erzählen, was er wirklich gemeint hat.
Als der Bischof einen Finger hob, hat er gedacht, er wolle
ihn necken, weil er doch nur ein Auge habe. Zwei Finger habe er ausgestreckt, um anzudeuten, mit seinem einen Auge könne er vielleicht mehr sehen als der Bischof mit seinen zwei Augen. Als der Bischof drei Finger aufstreckte, habe er gedacht, er wolle sagen, es bleibe alles unter drei Augen. Worauf er ihm die Faust gezeigt habe, um ihn zu warnen. Der Apfel müsse wohl bedeuten, daß der Bischof ihn für einen Gärtner halte. Deswegen habe er die Brotkruste vorgezeigt, um zu zeigen, daß er ein Bäcker sei. - (wal)
 
  Dialekt Zeichen

 


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