artheit Abschaffel zog ihren Unterleib zu sich heran. Du bist zu grob zu mir, sagte sie. Augenblicklich ließ er von ihr ab und legte sich zurück. Daß nicht nur er mit ihr, sondern auch sie mit ihm unzufrieden war, schuf eine riesige Entfernung zwischen ihm und ihr. Er glaubte, in ein Flugzeug gestiegen zu sein und von Margot wegzufliegen. Zu grob? fragte er leise aus der Entfernung zurück; wo? wie? wobei? Überhaupt, sagte sie, du bist in letzter Zeit allgemein zu grob. Das verstehe ich so nicht, sagte er. Sie schwieg. Abschaffel bildete sich auf seine Zartheit viel ein. Vor Aufregung über diesen Vorwurf konnte er kaum richtig nachdenken. Tatsächlich hatte er nicht bemerkt, daß er in der Eile der allgemeinen Enttäuschungen schon manchmal dazu übergegangen war, nur noch zu sich selbst zart zu sein. Mit sich selbst war er genauso zart wie früher, vielleicht sogar noch mehr als früher, weil es immer mehr darauf ankam, sich selbst zart nachzugeben, sich selbst weich zu verstehen. Nur hatte er diese teilweise Umwandlung, diese fortschreitende Beschlagnahmung seiner Zartheit für seine eigenen, inneren Zwecke nicht bemerkt. Er glaubte, zu jeder Frau, wenn er es nur wollte, zart sein zu können, und er war der Meinung, daß er zu Margot zart war. Verdutzt lag er da. Soll ich dir einmal sagen, wie du in letzter Zeit mit mir umgehst? fragte sie. Ja, sagte er.
Du hast zum Beispiel drei Arten, mir
an die Brust zu greifen. Die erste geht so, sagte
sie, daß du eine Brust in deiner Hand liegen haben willst. Wenn du das möchtest,
greifst du einfach hin und umschließt eine Brust mit deiner Hand und drückst
daran herum. Die zweite Art geht so, daß du mit Zeigefinger und Daumen an meiner
Brustwarze zupfst. Ich weiß nicht, ob das für dich schön ist, wahrscheinlich
denkst du, es sei für mich schön. Es ist aber nicht schön für mich, es tut mir
manchmal sogar ein bißchen weh, sagte sie. Und die dritte Art ist die blödsinnigste
von allen; dann legst du deine Hand flach auf meine Brust und machst kreisförmige
Bewegungen, immer im Kreis herum drehst du deine Hand mit meiner Brust darunter,
ein richtiges Herumrühren ist das. Ich weiß nicht, wie das gekommen ist bei
dir, sagte sie; vor einem halben Jahr war es nämlich noch ganz anders. - (
absch
)
Zartheit (2) Die Mimis sind alle sehr
groß, aber so dünn und zart, daß sie sich nur in absolut windstillem Wetter
auf der Erde bewegen können. Der leichteste Windhauch würde ihre zerbrechlichen
Körper knicken und ihnen das Genick brechen. Sie sind harmlose Geister
und so scheu, daß bisher kein Mensch einen Mimi zu Gesicht bekam. Ihre Nahrung
besteht aus denselben Dingen wie die der Menschen, doch da sie den Wind auf
der Erde fürchten, leben sie in unterirdischen Wohnplätzen unter großen Felsen,
die sie vor dem Eindringen des Windes schützen, und diese Wohnstätten besitzen
keine Eingänge, damit auch nicht der leiseste Hauch durch sie ziehen kann. Die
Mimis besitzen ein äußerst gutes Gehör und eine ausgezeichnete Sicht. Sie öffnen
die Felsbedeckung ihrer unterirdischen Wohnung, indem sie auf die Gesteinsoberfläche
blasen. Daraufhin öffnet sich ein schmaler Felsspalt, der sich hinter ihnen
wieder schließt. Sie hören schon von weitem, ob sich ein Mensch oder der Wind
nähert. Dann rennen sie flink zu ihren Felsen zurück, blasen auf ihre Oberfläche
und verschwinden durch einen Spalt, der sich
rasch wieder schließt, um alle Eindringlinge fern zu halten. - Märchen aus
Australien. Traumzeitmythen der Aborigines. Hg. Anneliese Löffler. München 1992
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