Zahlungsunfähigkeit   »Eure lieder könnt ihr euch meinetwegen für weihnachten aufheben«, sagte die frau wirtin. »Mir bringen sie keinen nutz! Und daß ihr kein geld in euren roten hosen habt, braucht ihr mir nicht erst zu erzählen, seh ich auch ohne brillen. Aber bezahlt muß sein!«

»Ich habe«, versicherte der wackere pandur, »außer meinem reichen liederschatz und meinem säbel, den ich aber nicht ums leben hergeb, nichts mehr, als meine graden glieder, so ihr für sie verwendung hättet?«

»Rrchfrrchgrrf!« pfauchte die frau wirtin, »da seid ihr gewaltig auf dem holzweg! Aber ich will euch einen Vorschlag zum guten machen. Hier in meiner hand halt ich ein kleines schröpfmesserchen. "Weil ich nun heute gerade eine gewisse artzenei zubereiten will, könnten wir ja einen rechtschaffenen handel abschließen, so ich einige tröpfchen kroatenblut brauchte. Ihr überlaßt mir ein wenig von eurem blute, dafür dürft ihr in meiner küche bis morgen früh an der warmen asche schlafen. Wann ihr aber euch solltet erbocken, dann wehe euch! Ich bin eine hexe und wünsch euch nach gefallen einen bärenschädel oder einen kokodrillsrüssel unter den tschako!«

Dem panduren im großvaterstuhl wurd es mit einem schlage heiß ums herz, er erinnerte sich der sonderbaren auswüchse in den anderen herbergen. Dann aber sprang er auf und rief: »Mein blut gehört dem kaiser! Wann mir einer das blut will wegzapfen, dann eben der türck; und mit dem türcken haben wir III jahr einen waffenstillstand!«

»Da!« zischelte die frau schröpfwirtin und wollte dem tapferen kroaten zwei finger vor das gesicht spreizen, doch dieser war schneller und schlug, ihrer unguten absieht zuvorkommend, mit dem scharpfen pallascb nach der hand. Die feldmäßige klinge wischte durch den ohnheiligen unterarm, als war er nichts. Aber, statt daß er heruntergefallen, verwandelte er sich samt der hexe in eine graue dohle, fuhr pfeifend ins kaminfeuer und zum schornstein aus!

»Sollt sich noch eine hexe zeigen,
Will ich auch der, mit meinem säbel,
Ein gutgeübtes tänzchen geigen.«

»Ich habs ja geahnt«, sagte der pandur und atmete erleichtert auf. »Ich wußt es schon vor der eselsherberge, daß heut noch was besonderes aus der luft kommen soll! Aber nun ists wieder fort und auch durch die luft. Was man nicht alles erlebt! Indes will ich jedoch in die küche schaun und mein eigener herr wirt sein.«

Auf dem großen küchenherd standen eine menge pfannen und töpfe, denn die falsche hexe war gerade beim kochen gewesen. Es gluckste und schmorte, es brodelte und prasselte, daß es eine freud war. Der pandur hob die deckel der reihe nach ab, schnupperte sich die feinsten sachen heraus, holte einen teuer von der wand und trug sich tapfer auf. Darauf setzte er sich an den küchentisch, begann herzhaft einzuschlagen und vergaß auch nicht des weins.

»Wanns auch verzaubert ist«, sagte er, »mein magen wirds schon recht verdauen. Hab schon schuhsohlen verdaut, wies nichts anders zur menage hat gegeben!« Unter solcher und anderer red ließ er messer und gabel lustig vom teller zum mund aufundabexerzieren und war fröhlicher ding. Wie er aber so am besten schmausen und trinken ist, kommt eine schauerliche stimme aus irgendwo in der höhe:

»Ich fall ich fall herunter!«
»Fall nur zu, wann es nicht
grad auf mein teller ist!«

Da fielen lauter lange, grauliche eselsohren, wol xc an zahl, eher mehr, durch die Zimmerdecke auf den breiten tisch, wo der fröhliche pandur tafelte, war aber keines darunter, das den teller auch nur gestreift hätte. Der pandur wischte sie mit dem säbel vom tisch, stand auf und holte sich eine frische portion von der herdplatte, brach einer neuen flasche den kragen und setzte sein mahl fort.

Nach einer weil kommt wieder die scheußliche stimme von oben aus der luft:

»Ich fall ich fall herunter!«
»Fall nur zu, wann es nicht grad
auf mein teller ist!«

Kaum daß er ausgeredet, da purzelte auch schon eine menge gäns- und entenfüße auf den tisch herunter, mindestens LXXX an der zahl, eher mehr! Aber mein pandur ließ sich keine grausbirne wachsen, sondern wischte die abscheulichen zauberdinger vom tische, aß und trank weiter, bis er sich kaum mehr heben konnte und da er nun satt war, ging er zur tobacksdose hin, welche er schon beim eintreten ausgekundschaftet, und wollte sich eben ein pfeifchen kanaster stopfen, als er zum dritten mal die stimme von oben vernahm, diesmal so laut und dermaßen scheußlich, daß außer dem wolgemuten pan-duren freilich nur wenige ihren platz behauptet hätten.

»Ich fall ich fall herunter!« »
So fall ins teufels namen mir
nicht etwan in meinen tschibuk

Da klatschte die abgeschlagene hand der frau wirtin herunter, hatte einen dohlenkopf und kroch langsam eine runde um den tischrand. Dann hüpfte sie auf die küchen-dielen und kam auf den unerschrockenen Soldaten, dem nun doch ein ekelhafter grausen anging, zu, richtete sich an zeige- und mittelfinger hoch und sprach: »Für heute hastu noch einmal glück gehabt und die richtigen antworten gewußt. Hättest du auch nur einen augenblick gezögert, so wären dir die xc eselsohren oder die LXXX entenfüße oder letztlich ich selber in deinen hals gefahren, schnur-grad vom teller weg in die gurgel, daß dir die luft war fortgeblieben und du hättest jämmerlich müssen ersticken!« Dann fing irgendwo ein hahn zu schreien an und das kleine ungetüm flatterte höher und höher und verschwand endlich in der zimmerdecke.   - (hus)

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