Zähneziehen  Es handelt sich um ein merkwürdiges System, Zähne völlig schmerzlos zu ziehen, ohne daß dabei gefährliche und schädliche Betäubungsmittel verwendet werden.

In langer Forschungsarbeit hatte Canterel zwei sehr komplexe Metalle entwickelt, welche, einander genähert, augenblicklich eine besondere unwiderstehliche Anziehungskraft erzeugten, die aber einzig auf den Kalk in menschlichen Zähnen wirkte.

Das eine dieser beiden Metalle war grau, das andere schimmerte stahlblau. Er hatte sich aus jedem der beiden eine Scheibe von einem Millimeter Radius gefertigt, hatte die graue an einem leicht schräg zu ihr stehenden festen Stiel befestigt — und in dem Rand der blauen in symmetrischen Abständen die Spitzen dreier kurzer divergierender horizontaler Stäbe angebracht, die mit ihren entgegengesetzten Enden an dem oberen Rand eines kleinen Zylinders hafteten, der einen winzigen Griff hatte. Im gegebenen Augenblick führte er, indem er seine beiden Hände unabhängig voneinander gebrauchte, den Zylinder in den Mund des Patienten ein, stützte seine unteren dicken und nicht schneidenden Ränder auf die beiden Zähne rechts und links neben dem, der gezogen werden sollte — dann führte er die graue Scheibe ein und drückte sie genau auf die blaue. Die Anziehungskraft wirkte so plötzlich und so kraftvoll., daß der kranke Zahn augenblicklich seine Höhlung verließ, ohne daß der Patient Zeit gehabt hätte, auch nur den geringste schmerzerregenden Ruck zu verspüren — und preßte sich gegen die blaue Scheibe, wobei er den Zylinder eindrang, der, ganz aus Platin wie die drei Stäbe, jeder Erprobung standhielt. Handelte es sich um den Unterkiefer, so wurde der Zylinder mit der blauen Scheibe nach oben aufgesetzt; handelte es sich hingegen um den Oberkiefer, so erforderte die Operation, obwohl sie die gleiche war, die vollständige Umkehrung des Zylinders und der grauen Scheibe. Wen infolge eines fehlenden Zahnes auf einer Seite die Stütze fehlte, wählte der Meister aus einer Satz von elfenbeinernen Parallelepipeden das jenige aus, das seiner Höhe nach die beste Ergänzung bot; der Zylinder wurde auf der einen Seite auf einen Zahn, auf der anderen auf das Zahnbein aufgesetzt und ergab so den gewünschten Widerstand. Stand der kranke Zahn völlig allein, so wurden zwei Parallelepipede notwendig. Bei zwei Stützzähnen von ungleicher Größe behalf sich Canterel mit einem Sortiment von kleinen verschieden starken Elfenbeinwürfeln, von denen einer auf den niedrigen Zahn gesetzt wurde und im kritischen Augen blick den Ausgleich des Höhenunterschiede garantierte.   - (sol)

Zähneziehen (2)

Zähneziehen (3)   Ich befand mich bei einem Zahnarzt, der gerade einem Patienten einen Zahn ausziehen wollte. Ehe er die Zange ansetzte, sagte er mir (wobei er ein parfümiertes Tuch, das am Ende einer Art Besen befestigt war, anzündete, um den unangenehmen Geruch zu vertreiben), daß es der größte Zahn wäre, den er je gesehen hätte. Als der Zahn gezogen war, fand ich, daß er wirklich enorm war, in der Form einer Art Kessel mit zolldicken Wänden. Ich nahm einen Zollstock — wie ich ihn gewöhnlich bei mir trage — aus der Tasche und fand einen Durchmesser von nicht weniger als 25 Zoll; das Innere sah wie roh behauener Fels aus, und es war seegras- und flechtenähnlicher Anflug daran. Der Zahn kam mir groß vor, aber nicht übermäßig. - Havelock Ellis, nach (je)

 

Zahnbehandlung Ziehen

 

  Oberbegriffe
zurück 

.. im Thesaurus ...

weiter im Text 

Unterbegriffe

 

Verwandte Begriffe

Synonyme