ählen  Ein Schloßherr wollte einen Raben töten, der sein Nest im Wachturm des Schlosses gebaut hatte. Der Schloßherr hatte mehrmals versucht, den Vogel zu überraschen, aber jedesmal, wenn er sich näherte, flog der Rabe aus seinem Nest und ließ sich auf einem benachbarten Baume nieder, um zurückzukommen, sobald sein Verfolger den Turm wieder verlassen hatte.

Der Schloßherr griff daraufhin zu einer List: Er ließ zwei seiner Begleiter in den Turm ein; nach wenigen Minuten zog sich der eine zurück, während der andere blieb. Der Rabe ließ sich aber nicht überlisten und wartete das Verschwinden des zweiten ab, bevor er an seinen alten Platz zurückkehrte. Das nächste Mal gingen drei Männer in den Turm, von denen sich zwei wieder entfernten; aber das listige Federvieh wartete mit noch größerer Geduld als sein verbliebener Kontrahent. Danach wiederholte man das Experiment mit vier Männern, aber ohne Erfolg. Es gelang schließlich mit fünf Personen, da der Rabe nicht mehr in der Lage war, vier von fünf Leuten zu unterscheiden. - Tobias Dantzig, nach (bar)

Zählen (2) Der Himmel ist eins, die Erde zwei, der Himmel drei, die Erde vier, der Himmel fünf, die Erde sechs, der Himmel sieben, die Erde acht, der Himmel neun, die Erde zehn. - (ig)

Zählen (3) In Gavirate, da lebte einmal eine kleine Frau, die machte den ganzen Tag nichts anderes, als zu zählen, wie oft die Leute niesten, dann berichtete sie ihren Freundinnen das Ergebnis ihrer Berechnungen, und sie stimmten alle zusammen ein großes Geschwätz darüber an.

»Der Apotheker hat siebenmal geniest«, erzählte die kleine Frau. »Nicht möglich!«

»Ich schwöre es euch, die Nase soll mir abfallen, wenn ich nicht die Wahrheit sage, es war genau um fünf vor zwölf.« Sie schwatzten und schwatzten, und zu guter Letzt sagten sie, der Apotheker schütte Wasser ins Rizinusöl.

»Der Pfarrer hat vierzehnmal geniest«, erzählte die kleine Frau, rot vor Aufregung. »Du hast dich doch nicht geirrt?« »Die Nase soll mir abfallen, wenn er einmal weniger geniest hat.« »Aber wo soll das noch hinführen!« Sie schwatzten und schwatzten, und zu guter Letzt sagten sie, der Pfarrer schütte zuviel Öl in den Salat.

Einmal stellte sich die kleine Frau mit allen ihren Freundinnen unter die Fenster des Herrn Delio, um auch bei ihm zu horchen. Herr Delio nieste aber überhaupt nicht, weil er weder Tabak schnupfte noch einen Schnupfen hatte.

»Kein einziges Mal geniest«, sagte die kleine Frau, »da steckt was dahinter.« »Allerdings«, sagten ihre Freundinnen. Herr Delio hörte sie reden, schüttete eine gute Handvoll Pfeffer in die Pumpe für das Fliegengift, und ohne sich sehen zu lassen, blies er den Pfeffer hinunter auf die Schwatzbasen, die sich unter seinem Fensterbrett zusammenduckten.

»Hatschi!« machte die kleine Frau.

»Hatschi! Hatschi!« machten ihre Freundinnen. Und dann niesten sie alle zusammen viele Male hintereinander.

»Ich habe am öftesten geniest«, sagte die kleine Frau.

»Wir noch öfter«, sagten ihre Freundinnen.

Da packten sie sich bei den Haaren und prügelten einander grün und blau, rissen sich die Kleider vom Leib und jede verlor einen Zahn. - Gianni Rodari, Das fabelhafte Telefon. Wahre Lügengeschichten. Berlin 1997 (Wagenbach Salto 65, zuerst 1962)

Zählen (4) Obgleich manche afrikanischen Stämme kaum »zählen« in unserem Sinne können, haben sie doch eine für uns unbegreifliche Fähigkeit zum Erfassen von bestimmten, sogar sehr großen Mengen und erkennen z. B. sofort, wenn auch nur ein Stück Vieh in ihrer Herde fehlt. - (zahl)

Zählen (5) In meiner Jugend las ich von einem Engländer, der sich erschoß, weil es so mühsam zu leben sei. Er hatte nämlich die Knöpfe gezählt, die zweimal am Tage auf- und zugeknöpft werden müssen. In den Unterkleidern ein halbes Dutzend, im Oberhemd ein halbes Dutzend, in Kragen und Manschetten ein halbes Dutzend, in Weste, Hosen, Rock samt Überrock ein Dutzend, in Stiefeln, Gamaschen und Handschuhen zwei Dutzend. Wenn er ausreiten wollte, mußte er sich umziehen; zum Mittagessen ebenfalls und zum Abend nochmals.  - (blau)

Zählen (6)    Umslopogaas beugte sich vor, sein langer Arm schoß vor, die Axt blitzte auf, und der, den sie traf, stand nie wieder auf.

»Eins!« schrie Umslopogaas.

»Eins, mein Bruder!« antwortete Galazi von der anderen Seite, als er den Wächter nach einem Schlag wieder emporriß.

Die Soldaten drangen auf sie ein. Hin und her tobt der Kampf um Umslopogaas. Einer springt mit erhobenem Speer auf ihn los. Witwenmacher fährt herab, doch der Mann springt zurück, der Schlag verfehlt sein Ziel, und Umslopogaas ist für einen Augenblick deckungslos.

»Ein armseliger Zauberer!« schreit der Mann und springt auf ihn zu, um ihn zu erstechen. Doch im gleichen Augenblick fährt die mächtige Axt empor und schlägt aufwärts; bevor der Speermann zustechen kann, hat ihm der Stahl den Kopf vom Kinn bis zum Gehirn gespalten.

»Zwei!« schreit Galazi von rechts.

»Zwei, mein Bruder!« antwortet Umslopogaas.

Wieder greifen zwei Männer an, jeder einen der Wolfsbrüder, in der Hoffnung, mehr Glück zu haben als die beiden vor ihnen. Und der Ruf »Drei!« schallt von einem zum anderen, und kurz darauf lautet der Ruf »Vier

Nun befiehlt Faku den Männern, die noch auf den Füßen stehen, ihre Schilde aneinanderzuhalten und die beiden damit vom Pfad zu drängen, und sie tun es; aber sie verlieren vier Männer, bis sie es geschafft haben.

»Jetzt haben wir sie ins Freie gedrängt! Umzingelt sie, und dann macht ein Ende!« rief Faku.

Doch wer soll die Axt Witwenmacher umzingeln, deren Blatt an allen Seiten gleichzeitig aufzublitzen scheint, und die klopft und klopft und klopft, wie ein Specht, und niemals vergeblich.   - Henry Rider Haggard, Nada die Lilie. München 1980 (zuerst 1892)

Zählen (7)   Auch über die Zahl der Sieben Weisen ist man in Zwiespalt. Leandrios (Maiandrios) setzt an die Stelle des Kleobulos und des Myson den Leophantos, des Gorgias Sohn aus Lebedos oder Ephesos, und den Epimenides aus Kreta; Platon im Protagoras den Myson an die Stelle des Periander; Ephoros den Anacharsis an die Stelle des Myson. Andere rechnen auch den Pythagoras zu ihnen. Dikaiarch nennt vier als völlig sicher: Thales, Bias, Pittakos, Solon; außerdem nennt er noch sechs, nämlich Aristodemos, Pamphylos, Chilon den Lakedaimonier, Kleobulos, Anacharsis, Periander, von denen er dreien den Vorzug gibt. Einige fügen noch den Akusilaos, des Kabas oder Skabras Sohn aus Argos, bei. Hermippos aber in seinem Buch über die Weisen führt nicht weniger als siebzehn auf, aus denen der eine diese, der andere jene Auswahl treffe; es seien dies Solon, Thales, Pittakos, Bias, Chilon, Myson, Kleobulos, Periander, Anacharsis, Akusilaos, Epimenides, Leophantos, Pherekydes, Aristodemos, Pythagoras, Lasos, der Sohn des Charmantides oder Sisymbrinos oder nach Aristoxenos des Chabrinos aus Hermione, endlich Anaxagoras. Hippobotos dagegen führt in seinem Verzeichnis der Philosophen folgende auf: Orpheus, Linos, Solon, Periander, Anacharsis, Kleobulos, Myson, Thales, Bias, Pittakos, Epicharmos, Pythagoras. - (diol)

Zählen (7)

Mitzählen

 - Tomi Ungerer, nach (gold)

Zahlen
Oberbegriffe
zurück 

.. im Thesaurus ...

weiter im Text 
Unterbegriffe
Verwandte Begriffe
Synonyme