Aus:
DIE ZEIT 19 v. 19.4.98
Ypsilon (2)
- Katja Tiel, nach: Dein Leib ist mein Gedicht. Deutsche erotische
Lyrik aus fünf Jahrhunderten. Hg. Heinz Ludwig Arnold, Frankfurt am Main
u.a. 1973
(Ullstein 2934)
Ypsilon (3) Als ich am nächsten Morgen gerade mit
einem y-förmigen Schnitt Cary Harpers Körper öffnete, kam Marino in die
Leichenhalle. Er sah stumm zu, wie ich
die Rippen entfernte und die Organe aus dem Brustkasten hob. Wasser schoß
platschend in große Becken, chirurgische Instrumente klapperten und klickten,
und am anderen Ende des Raumes schärfte einer der Obduktionsassistenten
ein Messer, dessen lange Klinge mit einem schabenden
Geräusch über den Wetzstein hin- und herfuhr.
- Patricia Cornwell, Ein Mord für Kay Scarpetta. München 1992 (zuerst
1990)
Ypsilon (4)
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- Edward Lear, Ungereimtes ABC, nach (
lear
)
Ypsilon (5)
Y steht für YVONNE, von einer Axt getroffen
- Edward Gorey, Die Kleinen von Morksrohlingen. Ein ABC zum Gedenken
an eine Schulklasse. Nach (
gold
)
Ypsilon (6) §. 242. In meiner Jugend habe ich die Regel gelernet: Die Worte die ein y. c. h. th. ph. &c. in sich haben / kommen gewiß aus dem Griechischen.
§. 243. Die alten Philosophi haben mit diesem Buchstaben den Weg der Wollust und der Tugend verglichen. Besiehe Lactantium L.6.C.3. Es soll aber Pythagoras der Erfinder dieser Vergleichung seyn: Daher auch der Buchstab Y. Litera Pythagorae genennet wird.
§. 244. Palamedes soll diesen Buchstaben erfunden haben/, nach dem Fluge eines Kranichs.
§. 245. Das Y. ist nicht allemahl auff diese Art geschrieben/ sondern man hat das eine Horn gleich auffgericht/ das andere krumm herunter gebeuget.
§. 246. Das sind übele Weiber/ die aus dem
I. in des Mannes=Namen ein Y. machen. - Geofroy
Tory, nach
(abc)
Ypsilon (7)
Den Buchstaben Y (Ypsilon) hat der Samier Pythagoras als Symbol
des menschlichen Lebens zuerst geformt. Dessen unterer Zweig steht für das erste
Lebensalter, das nicht aussagekräftig ist, weil sich ja bis dahin weder Fehler
noch Tugenden gezeigt haben. Die Verzweigung aber, die übrig bleibt, beginnt
mit dem Heranwachsen: dessen rechte Seite ist beschwerlich, wendet sich aber
zum guten Leben (vita beata), die linke Seite aber ist bequemer, führt jedoch
zum Fall und zum Untergang. -
Isidor
von Sevilla, Etymologiae
Ypsilon (8)
ich fliege vor dem regen, wasser und lichtgemischt, rotgekehlt, winzig, ein vogel wie ein weizenkorn. jeder tropfen könnte mich töten, es erreicht mich keiner . , an den stirnen der scheunen suche ich die schädel geschlachteter rinder und hirsche: bei dem einen auge fliege ich hinein, bei dem andren auge fliege ich heraus; so spare ich stunden, so gewinne ich tage, so kann der regen nicht weiter . . das gefieder in dem ich fliege hat die färbe der zeitlose - nur die kehle ist wie blut. hinter mir ist der herbst, täufer und töter der blumen, der jagt mich ., so bringe ich gegen meinen willen wölke und schnee. ich bin das gefiederte ypsilon der endzeit. |
- (
artm
)
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