auberduell  Der Melihuinkulche brachte dem Zauberer ein schönes Mädchen. Die Hexe hatte sich in ein Mädchen verwandelt.

Dem Alten gefiel das Mädchen und er sagte, daß er sie heiraten wolle, was dem Mädchen zuzusagen schien. Listig war die Magierin. Als sie sich hinlegten auf das weiche Lager und er das Mädchen berühren wollte, wurde es zu einem Vogel, der Raikéñ heißt, eine garstige Eule ist. Der Vogel setzte sich dem Zauberer auf den Scheitel. Und als der ihn greifen wollte, wurde er schnell wieder zum Mädchen. Kaum berührte der Alte das Mädchen, verwandelte es sich wieder in einen Vogel, in die garstige Eule. Die Eule setzte sich nun auf die Füße des Zauberers, worauf dieser zornig wurde: er konnte die Braut nicht besitzen und befahl ihr, den glühenden Baum zu fällen, denn er wollte sie töten. Er sah im tierischen Gesicht die Hakennase. Als der Vogel nun in die Nähe des stetig wachsenden Baumes kam, der Feuer spie, wurde der Schnabel schwarz und die Federn versengten, aber das Gesicht blieb hell. Durch ihre Magie konnte sie sich retten, verbrannte nicht, sondern lebte weiter. Doch jetzt als Chonchon, der Vogel, der Übles verkündet. Das Gesicht blieb so scheußlich wie es war und das Herz auch.  - (arauk)

Zauberduell (2) Der Häuptling war verzweifelt. Er ließ Horus, den Sohn der Negerin, zu sich holen, und er sagte zu ihm: »Wehe, du Elender von Äthiopien, du hast mich gedemütigt durch die Hand der Ägypter, und du hast mich nicht aus ihrer Hand erretten können. Bei dem Leben des Amun, des Stieres von Meroe, bei meinem Gotte, wenn es geschehen sollte, daß du mich nicht erretten kannst vor den Himmelsschiffen der Ägypter, so will ich dich einen grauenhaften Tod erleiden lassen.«

Da antwortete er: »Mein Herr, mein Häuptling, laß mich hinab nach Ägypten, damit ich den sehe, der dort die Zauberei ausübt, damit ich gegen ihn kämpfe und damit ich ihn den Spott kosten lasse, der in meinem Herzen ist gegen seine Hand.«

Horus, Sohn der Negerin, wurde von dem Häuptling ausgeschickt, und er kam zunächst zu der Negerin, seiner Mutter.

Er berichtete seiner Mutter alles, was sich zugetragen hatte, und fragte sie um Rat. Darauf sagte ihm seine Mutter folgendes: »Wenn du hinab nach Ägypten kommst, um dort zu zaubern, so sei auf der Hut vor den Ägyptern, denn du vermagst nicht, es mit ihnen aufzunehmen. Gib acht, daß du nicht in ihre Hände fällst, denn du würdest niemals wieder ins Land der Neger zurückkehren.«

Er sagte: »Es ist nichts daran an dem, was du da sagst. Ich kann ja nicht vermeiden, nach Ägypten hinabzugehen, wenn ich meine Zauberfiguren hineinwerfen will.«

Da sagte die Negerin, seine Mutter, zu ihm: »Wenn du schon nach Ägypten hinabgehst, richte (wenigstens) irgendwelche Zeichen zwischen dir und mir ein. Wenn es sein sollte, daß du unterliegst, so will ich zu dir kommen und sehen, daß ich dich retten kann.«

Er sagte zu ihr: »Wenn es sein sollte, daß ich unterliege, so soll, wenn du trinkst oder issest, das Wasser die Farbe von Blut vor dir annehmen und das Brot vor dir die Farbe von Fleisch, und auch der Himmel soll vor dir die Farbe von Blut annehmen.«

Horus, Sohn der Negerin, richtete Zeichen ein zwischen sich und seiner Mutter. Dann begab er sich hinab nach Ägypten, vollgepfropft mit Zaubern.

Er reiste von dem Lande, das Amun geschaffen hat} bis nach Memphis, dem Ort, an dem Pharao war, und spürte  dem nach, der in Ägypten die Zauberformeln anwandte.

Er kam in den Hof vor Pharao, und er sagte mit lauter Stimme: »Wehe dir, du, der du die Zauberei gegen mich in dem Hofe ausübst, wo Pharao ist, unter den Blicken des Volkes von Ägypten! Und ihr beiden Schreiber des Lebenshauses und insbesondere du Schreiber des Lebenshauses, der du den Zauber gegen den Häuptling ausübst und ihn mir zum Trotze hinab nach Ägypten gebracht hast!«

Als er diese Worte gesprochen hatte, stand Horus, Sohn des Pa-nesche, im Hof vor Pharao auf und sagte: »Wehe dir, du Elender aus Äthiopien, bist du nicht Horus, Sohn der Negerin, den ich gerettet habe in dem Garten des Re, ebenso wie deinen Kameraden aus Äthiopien, der bei dir war (damals), als ihr im Wasser untergegangen wart, nachdem ihr von dem Hügel im Osten vonHeliopolis hinabgestürzt wart? Bereust du nicht, daß du Pharao, dein Oberhaupt, hast entführen und seinen Rücken hast zerschlagen lassen, dort wo der Häuptling war? Du, der du nach Ägypten herabgekommen bist und sagst: >Ist hier nicht der, der gegen mich zau-bert?< Beim Leben des Atum, des Herrn von Heliopolis, die Götter Ägyptens haben dich (hierher) zurückgebracht, um es dir in ihrem Lande heimzuzahlen. Faß dir ein Herz, denn jetzt komme ich zu dir!«

Sobald Horus, Sohn des Pa-nesche, dies gesprochen hatte, antwortete ihm Horus, der Sohn der Negerin, folgendes: »Ist es nicht der, den ich in der Sprache der Wölfe unterrichtet habe, der jetzt gegen mich zaubert?«

Der Fürst von Äthiopien wendete nun eine Zauberformel an: er ließ Feuer in den Hof fahren. Pharao und die Fürsten Ägyptens stießen einen heftigen Schrei aus und sagten: »Komm schnell zu uns, du Oberzauberer Horus, Sohn des Pa-nesche!«

Horus, Sohn des Pa-nesche, sprach darauf einen Machtspruch, ließ den Himmel einen tropischen Regen auf das Feuer herabstürzen, und es wurde augenblicklich ausgelöscht.

Der Äthiopier wendete wiederum eine Zauberformel an, ließ eine dichte Wolkendecke den Hof überziehen, so daß kein Mensch seinen Bruder oder seinen Gefährten sehen konnte.

Horus, Sohn des Pa-nesche, sprach eine Formel zum Himmel und ließ sie verschwinden, indem sie still ward von dem bösen Winde, in dem sie war.

Horus, der Sohn der Negerin, brachte wiederum eine Zauberformel zur Wirkung und ließ ein großes Gewölbe aus Stein entstehen, zweihundert Ellen lang und fünfzig Ellen breit, über Pharao und seinen Fürsten, so daß Ägypten abgesondert war vom König und die Erde des Oberhauptes beraubt.

Pharao blickte zum Himmel, aber er sah ein Gewölbe aus Stein über sich. Er öffnete seinen Mund in einem heftigen Schrei und mit ihm das ganze Volk, das im Hofe war.

Horus, Sohn des Pa-nesche, ließ darauf einen Machtspruch erschallen und ein Himmelsschiff aus Papyrus entstehen, und er ließ es mit dem Steingewölbe abfahren. Es fuhr mit ihm zu dem mächtigen See, dem großen Gewässer von Ägypten.

Da erkannte der Fürst von Äthiopien, daß er es nicht mit dem Ägypter aufnehmen konnte. Deshalb brachte er einen Zauberspruch zur Wirkung, der verhindern sollte, daß er im Hofe gesehen werde, in der Absicht, ins Land der Neger nach Hause zu entfliehen.

Horus, Sohn des Pa-nesche, sprach aber eine Formel gegen ihn und enthüllte die Zaubereien des Nubiers; er bewirkte, daß Pharao ihn sah und mit ihm das Volk von Ägypten, das im Hofe stand. Er hatte die Gestalt eines wilden Gänserichs angenommen und war gerade dabei sich davonzumachen. Aber Horus, Sohn des Pa-nesche, sprach eine Formel gegen ihn und machte, daß er sich auf den Rücken drehte und ein Vogelsteller über ihm stand, mit seinem Schlachtmesser in der Hand und im Begriff, ihm ein Leid zuzufügen.

Als all dies geschah, trafen die Zeichen, die Horus, der Sohn der Negerin, zwischen sich und seiner Mutter eingerichtet hatte, vor ihr sämtlich ein. Sie begab sich unverzüglich hinab nach Ägypten in der Gestalt einer Wildgans, blieb stehen über dem Palast Pharaos und kreischte mit ihrer Stimme ihrem Sohne zu, der noch die Gestalt eines wilden Gänserichs hatte, während der Vogelsteller über ihm stand. Horus, Sohn des Pa-nesche, blickte zum Himmel empor und sah die Negerin in der Verwandlung, in der sie war, aber er erkannte (dennoch), daß sie die äthiopische Negerin war. Er sprach eine Formel gegen sie und machte, daß sie sich auch auf den Rücken drehte und ein Vogelsteller über ihr stand, während sein Messer im Begriffe war, ihr den Tod zu geben.  - Altägyptische Märchen. Hg. E. Brunner-Traut. Düsseldorf Köln 1965 (Diederichs, Märchen der Weltliteratur)

Zauberduell (3)
 

Zauberer Duell

 

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