Funsch, letzter  Als ich ihn zum allerletzten Mal besuchte, fragte ich Jarry, ob er nicht noch einen Wunsch habe. Da blitzte es in seinen Augen auf: ja, es gebe sehr wohl noch etwas, was ihm große Freude machen konnte. Ich versicherte ihm, er bekomme es auf der Stelle. Er sagte, was er wollte: einen Zahnstocher.  - Dr. Saltas, nach: Maurice Nadeau, Geschichte des Surrealismus, Reinbek bei Hamburg 1986 (zuerst 1945, re 437)

Wunsch, letzter  (2)

Wunsch, letzter  (3) »Warum ist eine Beerdigung nötig?«, fragte Christie.

»Es ist so üblich«, sagte der Bestattungsunternehmer,

»Ich weiß, dass es so üblich ist«, sagte Christie, »aber warum ist es nötig?«

»Es war schon immer so«, erwiderte der Bestattungsunternehmer, »und es wird auch immer so sein.«

Den Glauben möchte ich auch haben können, dachte Christie. Und wegen seiner Rechnung, da wird er mich verklagen müssen. Was kann er denn schon machen, wenn ich mich weigere zu bezahlen? Würde meine Mutter nicht eingeäschert, könnte er damit drohen, sie wieder auszugraben. Wie die Dinge liegen, muss er sich eventuell darauf beschränken, mit ihrer Asche etwas Unerfreuliches anzustellen.

Christie war der einzige Leidtragende, denn Knappheit in puncto Verwandtschaft (wie auch in sehr vielen anderen Dingen) zählt zu den Vorzügen dieses Romans. Der für die Durchführung der Feierlichkeit bezahlte Reverend sang unter Christies unbehaglichem Blick kräftig und ungeniert solo (er tat es nicht zum ersten Mal). Der Sarg glitt ruckend durch die niedrigen Eichentüren davon und seinem NTGB Holocaust entgegen. Als Christie in das Seitenschiff bog und zur Tür strebte, stellte er fest, dass der Reverend durch einen rückwärtigen Gang rasch genug herumgeflitzt war, um dem scheidenden Hinterbliebenen sein aufrichtiges Beileid aussprechen zu können. Christie entsann sich in diesem Moment an sein Honorar; das heißt, er entsann sich, dass der Kostenvoranschlag des Bestattungsunternehmers ein Honorar für den Reverend enthalten hatte. Christie lächelte bei dem Gedanken, dass der Reverend irrtümlicherweise annahm, er würde bezahlt werden. Der so natürlich ermutigte Reverend erwiderte das Lächeln und bedachte Christie statt mit Abschiedsworten mit einem Handzettel.

Wenn meine Zeit kommt, dachte Christie, wenn sie überhaupt jemals kommt...

Christie gab dem Bestattungsunternehmer die Anweisung, den einzigen Kranz zwecks Beseitigung keinem Krankenhaus, sondern der nächsten Niederlassung der Volksfürsorge für kranke Tiere (wenn der Verein noch so hieß) zu spenden, wo er dann wenn möglich an eine gangränöse Ziege verfüttert werden sollte. Der Bestattungsunternehmer übernahm feierlich die Verantwortung dafür, dass dieser letzte Wunsch von Christies Mutter erfüllt wurde; sie hatte Ziegen wahnsinnig gern gehabt.   - B. S. Johnson, Christie Malrys doppelte Buchführung. Berlin 2002 (Argon, zuerst 1973)

 

Wünsche Ende

 

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