undermann   Drei Dinge machen einen Wundermann und sind die höchste Gabe der göttlichen Freigebigkeit: ein fruchtbares Genie, ein tiefer Verstand und ein zugleich erhabener und angenehmer Geschmack. Richtig zu fassen, ist ein großer Vorzug, aber ein noch größerer, richtig zu denken und die Einsicht des Guten zu haben. Der Verstand muß nicht im Rückgrat sitzen: da wäre er mehr mühselig als scharf. Richtig zu denken, ist die Frucht der vernünftigen Natur. Mit zwanzig Jahren herrscht der Wille vor, mit dreißig das Genie, mit vierzig das Urteil. Es giebt Köpfe, die gleichsam Licht ausströhmen, wie die Augen des Luchses, indem sie, wo die größte Dunkelheit ist, am richtigsten erkennen. Andre sind für die Gelegenheit gemacht, da sie stets auf das fallen, was am meisten zum gegenwärtigen Zweck dient: es bietet sich ihnen Vieles und Gutes dar: eine glückliche   Fruchtbarkeit! Inzwischen würzt ein guter Geschmack das ganze Leben. - (ora)

Wundermann (2) »Du«, unterrichtete Geronimo ihn, »bist dem Tode sehr nahe, o Tepaha. Du tust besser daran, niemanden zu beschimpfen und Fragen zu beantworten, nicht Fragen zu stellen. Gerade ist ein gefangener Osage im Lager, dessen großer Mund und kleines Gehirn ihn am Morgen sein Leben kosten werden.«

Tepaha setzte sich aufrecht und spuckte verächtlich. »Ho! Höre mich, o Geronimo«, fuhr er fort. »Das ist Old Ike King! Wenn er scheißt, werden große Bergketten aus seinen Haufen geformt, und schreckliche Überschwemmungen kommen, wenn er pißt, und wenn er furzt, werden ganze Wüsten in den Himmel getragen. Dies habe ich gesehen. Ich, sein Obervaquero. Und hinter uns kommen noch zweihundert tapfere Apachen, vaqueros wie ich, mit ihren Familien. Alle sind geschworene Brüder von Ike, alle Feinde seiner Feinde. Also drohe uns nicht mit dem Schicksal deines elenden Osage, denn du versuchst das Schicksal, wenn du von Osage und meinem Bruder Old Ike im gleichen Atemzug sprichst!«

Die alten Männer im Wigwam tauschten heimlich anerkennende Blicke, denn das war gut gesprochen. Aber Geronimo war nicht leicht zu beeindrucken.

»Du redest großen Scheiß, Apachenhund«, sagte er. »Nichts kommt hinter dir als dein schrumpliger Arsch, es sei denn die carbineros, die euch aus Tejas verjagt haben.«

Tepaha versprach ihm, daß er es schon noch sehen werde. »Keiner jagt Old Ike irgendwohin. Die carbinerosnicht, die soldadosvon Maximilian nicht, und auch sonst niemand. Old Ike hat einen Freund, Sam Houston. Unsere Anwesenheit in Tejas beschämte ihn, so gingen wir auf seine Bitte.«

»Und ihr glaubt, ihr könnt hier eine ranchero bauen? Das werden die Blauröcke niemals erlauben!«

»Du kennst Old Ike nicht«, sagte Tepaha. »Er kennt sich aus mit soldados. Er wird lächeln und sie mit Geschenken überladen. Er wird zustimmen zu tun, was sie verlangen; und sogar damit anfangen. Wenn er es dann doch nicht tut, und die soldados zurückkehren, wird er wieder lächeln und ihnen Geschenke überreichen und ihnen zustimmen. Trotzdem bleibt er, wo er ist. Sie werden energisch werden. Immer noch lächelnd, wird Ike energisch mit ihnen werden, aber ohne daß sie es ihm beweisen können. Kugeln werden aus dem Nichts kommen und ihre Herzen finden, ihren Pferden werden die Sehnen durchgeschnitten, und ihre Wigwams werden Feuer fangen. So werden sich die soldados nach einiger Zeit verdrücken und nie wiederkehren, denn sie sehen, daß das, was nicht geändert werden kann, akzeptiert werden muß. Dies habe ich gesehen.«

Geronimo sagte, er habe Scheiße gesehen und auch schon gerochen. »Ist das ein Gott?« höhnte er, mit dem Kopf auf Ike zeigend. »Bald wirst du erzählen, er kann die Blattern kurieren!«

»Genau so«, sagte Tepaha. »Sieh alter Mann!«

Er entblößte sein linkes Handgelenk, streckte es in den schummrigen Schein des Feuers. Da war eine winzige Pockennarbe auf seinem Handgelenk - aber nur dort. Die tödlichen Pocken, die ewige Geißel des roten Mannes, hatten sein Fleisch nur berührt und waren wieder verschwunden.

Die alten Männer waren sprachlos vor Erstaunen. Geronimo hob verwundert die Augen, der ironische Ausdruck war von seinem Gesicht gewischt.

»Wie?« Er starrte Tepaha an. »Wie kann das sein?«

»Magie. Wie sonst?«

»Offenbar. Aber welche Magie?«

»Magie, die nur Old Ike vollbringen kann. Zuerst spricht er einen Spruch über eine Kuh - eine Kuh, klar -, und das Blut der Kuh wird fleckig von Gold. Und er nimmt diese Flecken und schmiert sie in das Blut dessen, der vor den Pocken geschützt werden soll. Die Krankheit schmeckt das Blut der Person, flieht in Schrecken und hinterläßt nur die kleine Wunde ihres Bisses.«  - (thom2)

Wundermann (3) BRUDER KLINGELBEUTLER Dann tue ein Wunder!

BANTAM  LYONS Weissage, wer das Saint Leger gewinnen wird!

(Bloom wandelt auf einem Netz, bedeckt sein linkes Auge mit seinem Unken Ohr, schreitet durch mehrere Mauern, erklimmt die Nelson-Säule, hält sich frei schwingend nur mit den Augenlidern an der obersten Kante fest, verzehrt zwölf Dutzend Austern (einschließlich der Schalen), heilt verschiedene Kranke, die an Skrofeln leiden, verzieht das Gesicht so, daß er zahlreichen historischen Persönlichkeiten gleicht: Lord Beaconsfteld, Lord Byron, Wat Tyler, Moses von Ägypten, Moses Maimoni-des, Moses Mendelssohn, Henry Irving, Rip van Winkle, Kossuth, Jean Jacques Rousseau, Baron Leopold Rothschild, Robinson Crusoe, Sheriock Holmes, Pasteur, dreht beide Füße gleichzeitig in verschiedener Richtung, läßt die Flut zurückgehen, verfinstert die Sonne durch Ausstrecken seines kleinen Fingers.)    - (joy)

Wundermann (4) »Fiel Ihnen auf, daß, bevor Sie und Rampole und der junge Mangan ins Haus stürmten, nicht ein einziger Fußabdruck auf den Stufen vor der Haustür, nicht einmal auf dem Gehweg vor den Stufen zu sehen war? Mir fiel das auf. Ich blieb zurück, um mich dessen zu vergewissern.«

Hadley fuhr mit einem erstickten Aufschrei in die Höhe., »Mein Gott, Sie haben recht! Der ganze Gehweg war unberührt. Es ...« Er hielt inne und drehte sich langsam zu Madame Dumont um. »Also das, Fell, sollen die Indizien sein, deretwegen Sie die Geschichte von Madame glauben? Sind Sie denn auch am Ende übergeschnappt? Wir hören, wie ein Mann 15 Minuten nach Ende1 des Schneefalls an der Tür läutet und durch eine verschlossene Tür geht, und doch ...«

Dr. Fell öffnete seine Augen. Dann ließ eine Serie von lachenden Glucksern die Wülste seiner Weste in einer von unten nach oben verlaufenden Wellenbewegung heftig erbeben.

»Aber mein Sohn, warum denn auf einmal so fassungslos? Anscheinend segelte er aus diesem Zimmer, ohne Spuren zu hinterlassen. Warum bringt es Sie dann so durcheinander, wenn Sie einräumen müssen, daß er zuvor in gleicher Weise hereingesegelt ist?«  - John Dickson Carr, Der verschlossene Raum. Köln 1993 (DuMont's Kriminal-Bibliothek 1042, zuerst 1935)

 

Mann

 

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Thaumaturg
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