Wuduh-Götter Die Götter des Vaudou heissen nicht »Götter« - »diès« auf Kreolisch, sondern »mysté« - »Geheimnisse«, »saints« - »Heilige«, »Zanges« - »Engel«, »choual« - »Pferde«, »Wächter«, »Geister« und »loas«.

Es gibt so viele Vaudougötter, dass man ein ganzes Buch nur mit den Namen füllen könnte und täglich kommen neue hinzu. Es gibt die alten afrikanischen Götter und Heroen, die mit den Sklavenschiffen herüberkamen, die Götter der Yoruba, Fòn, Ewe; katholische Heilige werden ebenso vergöttert wie Generäle, einflussreiche Politiker, Ausländer, Touristen, verstorbene Vaudoupriester.

Die Götter teilen sich in zwei grosse Gruppen: Die Rada, nach der Stadt und dem Königreich Arada, Allada, in Dahomey und die blutrünstigen Petra, angeblich nach einem sagenhaften Don Petro, der im 18. Jahrhundert eine besonders wilde Variante der Vaudoutänze eingeführt haben soll. Ein Vaudoupriester untersteht den Rada oder den Petro, tatsächlich zelebrieren die meisten für beide Göttergruppen; ein Vaudou-gläubiger ist »Rada« oder »Petro«, darf aber an allen beiden Zeremonien teilnehmen.

 Viele Radagötter haben ein furchterregendes Double bei den Petro. Erzulie zum Beispiel; sie heisst dann »Zé Rouges« - Erzu-He mit den roten Augen -, »Bois Chèche« - Knochen so dünn und trocken wie Holz - ist ein andrer Spitzname für die Petro. die als Opfer »Ziegen ohne Hörner« - Cabris sans Cornes ~ also Menschen, verlangen.

Die Götter wohnen im Meer, in Quellen, Wasserfällen, Wäldern, auf Friedhöfen, Strassenkreuzungen, Steinhaufen, in Ruhbäumen, in Heiligenhäuschen, Heiligenzimmern neben den Versammlungshäusern.

Alle unterstehen dem »Bon Dié bon«, dem lieben Lieben Gott, der nie in Erscheinung tritt.

Es gibt den Heiligen Geist und zwei Seelen oder Schutzengel, den »Gros Bon Ange« und den »Ti Bon Ange«, die den Körper des Gläubigen und Eingeweihten beim Tode verlassen, zum Verlassen durch den Priester gezwungen werden und nach Afrika, ins ferne »Guinea« über das Meer ziehen, von wo sie nach einem Jahr und einem Tag zurückgerufen werden und in eine Tonkruke verpflanzt, als schützende Bottle Imps der Familiengemein-schaft.

Vor Lautréamont und C. G. Jung, vor Antonin Artaud und Burroughs, vor Genet, vor Janov, vor Foreman, vor Lil Picard hat der haitianische Vaudou eine surreale Schicht der Sprache, eine Popschicht, mit seinen Litaneien, Götterkatalogen und Tranceperformances eröffnet:

Damballah Ouedo,
Aida Ouedo,
Ogum Badagri,
Ogum Balindjo,
Ogum Yamsa,
Ogum Chango,
Ogum Fer,
Ogum Ferraille - Ogum Blech,
Agoué,
Agaou Tonnerre - Donner-Agaou,
Agassou,
Zimbi zan dés O - Zimbi in zwei Wässern,
Erzulie Freda Dahomé,
Erzulie Dantor,
Erzulie Zé Rouges,
Grande Erzulie - Grossmutter Erzulie,
Mademoiselle Florida - Mademoiselle Kölnisch Wasser,
La Belle Venus - die schöne Venus,
La Baleine - der Wal,
Marinette Bois Chèche - Marinette Trockenholz,
Marinette - Pieds Chèches - Marinette Dürrfuss,
Ti Jean Pieds Fins - Hänschen mit den feinen Füssen,
Baron La Croix - Freiherr vom Kreuz oder Freiherr Lacroix, ein Totengott, wie alle »Barons«,
Baron Samedi — Freiherr von Sonnabend,
Guédé Cinq Jours Malheureuz - der fünf Tage unglückliche Totengott Guédé,
Guédé Ti Puce lan dlo - Guédé Flöhchen im Wasser,
Guédé Piqûres - Guédé Spritzendoktor,
Guédé Journaille - der Totengott des Zeitungswesens, Time-Life, Spiegel und Bild-Zeitung.

Synkretismus bedeutet für Haiti: Die Vermischung afrikanischer Religionen mit Katholizismus, Freimaurerei, Spiritismus und möglicherweise einigen religiösen Gebräuchen der fast ausgerotteten indianischen Urbevölkerung.

Viele Götter des Vaudou haben eine Entsprechung unter den katholischen Heiligen.    - (xan)

Heute spricht André ernsthaft mit mir über die Götter des Vaudou.

- Es gibt zwei Damballah.

- Damballah ist der Regenbogen, der nach der Sintflut zwischen Gott und Noah als Versprechen gegeben wurde.

- Damballah Ouedo ist ein junger Mann.

- Aida Ouedo ist ein Mädchen, ein etwas weniger glänzender Regenbogen.

- Der Gott Legba bat die Seele eines Hundes.

Ich frage ihn, ob er mir einige Vévés, die Zauberzeichen des Vaudou, zeichnen könne oder ob das die Götter erzürne.

- Das erzürnt sie nicht, wenn ich kein Geld dafür nehme. Aber ich darf nicht alle Vévés zeichnen. Ich darf auch nicht die Namen der Götter darunterschreiben. Die Vévés sind das Geheimnisvollste im Vaudou, denn durch die Vévés werden die Götter herbeigezwungen.

- Sie dürfen die Vévés niemandem zeigen. Es gibt Vévés, die zeigt ein Priester nicht einmal den Novizen, wenn sie eingeweiht werden.

-Es gibt 21  Vévés für die Radagötter und 7 Vévés  für die Petrogötter.

Ich frage, warum es keine Zeitung auf Kreolisch gebe.

Er antwortet:

- Die Fremden sollen nicht die Möglichkeit haben, Kreolisch zu lernen. Sie sollen nicht verstehen, wenn das Volk vor Hunger schreit.

- Nur der Vaudou hilft dem Volk. Nicht die katholische Kirche oder die protestantischen Sekten.

-Wenn ein Houngan zwei Rinder, hundert Ziegen, fünfhundert Stück Geflügel schlachtet, werden die Opfer an das Volk verteilt und das beabsichtigt der Gott, wenn er solche Opfer verlangt.

- Im Vaudou liebt jeder seinen Nächsten.

- Meine Kirche ist mein Herz!  - (xan)

Wuduh Götter

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