Wolkentanz  Die Sterne sind erblaßt, Wolken und Himmel flammen und flüchten, Orkane rütteln an unserem Schiff- aber unter uns spielen die Canons des Rio Colorado, rosenrote Zinnen, Türme und gewaltig ummauerte Basteien, quirlen, kreisen, flüchten in die Nacht, eine bunt bekleckste Palette reckt sich die Yukawüste ihnen nach -, da schießen die steilen Osthänge der Sierra Nevada hoch, weißfirnig kommen sie an, schlagen unter uns in roten Flammen hoch und versinken als verbrannte, dunkelglühende Schutthaufen im Osten -. Ein Wolkentanz! Göttliche, rosige, tanzende, kugelnde, umschlingende und umschlungene Leiber: Bacchantinnen sind's, Meerfrauen flüchtend weiße wilde - -und nun kommt Er! Wie ein gewaltiger wolkenumuferter Strom - der Ozean! Silberfarben aufquellend aus dem fernen Tag, tiefblau unter uns und in Purpurtodesfarben gehüllt in den Schlund der Dunkelheit sich gießend. Acht Stunden lang trinkt sie seinen wogenden Purpur, acht Stunden lang hängen unsere durstigen Augen über ihm. - Wieder ein Wolkenleibertanz über gelben Ebenen, und der Göttliche ist tot. Berge und Ströme, der Kailas und Ganyri mit ihrem blauen Schmuck der heiligen Seen, Bergriesen, Dschungeln und braune Wüsten fahren dahin; Babylon, Golgatha und den Nil grüßen wir; Wüsten und Meere tanzen, der wolkenstürmende Atlas flammt und erlischt, der Ozean rauscht stundenlang - da kriechen die Brackwasser und Sümpfe Georgiens hoch, die abendlichen Baumwollfelder Alabamas träumen wieder unter uns und ein Tag ist hin.   - Gustav Sack, Ein verbummelter Student. Stuttgart 1986 (zuerst 1918)
 

Wolke Tanz

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