Wolke, blaue   Der Richter zog sein Halstuch vor Mund und Nase und begann, die Erde vom Deckel der roten Truhe wegzuschaufeln. Als der obere Teil der Truhe freilag, bückte er sich und riß den Ölpapierstreifen ab, der rings um die vier Seiten des Deckels geklebt war. Richter Di richtete sich auf und hob den Deckel mit der Schaufelspitze ab.

Starker Verwesungsgeruch schlug ihnen entgegen. Schnell bedeckte Pan seine Nase mit dem Ärmel und schwenkte das Räucherwerk, so daß sie bald in eine blaue Wolke gehüllt waren. Die zusammengekrümmte Leiche eines gebrechlichen alten Mannes, der nur mit seinem Unterzeug bekleidet war, lag vor ihnen in der Truhe. Der graue Kopf war unbedeckt, und der Griff eines Messers ragte unter seinem linken Schulterblatt heraus, Der Richter schob mit der Spitze der Schaufel den Kopf ein wenig zur Seite, so daß man in das verrunzelte Gesicht sehen konnte.

»Ist das Ko Tschi-yuan?« fragte er.

In sprachlosem Entsetzen nickte Pan. Darauf schloß der Richter die Truhe. Er warf die Schaufel auf den Boden hin, ging dann zum Fenster und stieß es weit auf.  - Robert van Gulik, Der Wandschirm aus rotem Lack. Zürich 1990

Wolke Blau

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