Katze in der leeren Wohnung
Sterben - das tut man einer Katze nicht an. Denn was soll
eine Katze in einer leeren Wohnung. An den Wänden hoch, sich
an Möbeln reiben. Nichts scheint sich hier verändert zu haben,
und doch ist alles anders. Nichts verstellt, so scheint
es, und doch alles verschoben. Am Abend brennt die Lampe
nicht mehr.
Auf der Treppe sind Schritte zu hören, aber nicht die. Die
Hand, die den Fisch auf den Teller legt, ist auch nicht die,
die es früher tat.
Hier beginnt etwas nicht zur gewohnten Zeit. Etwas findet
nicht statt, wie es sich gehört hätte. Jemand war hier und war,
dann verschwand er plötzlich und ist beharrlich nicht da.
Alle Schränke durchforscht. Alle Regale durchlaufen. Unter
den Teppichen geprüft. Trotz des Verbots die Papiere durchstöbert.
Was bleibt da noch zu tun. Schlafen und warten.
Komme er nur, zeige er sich. Er wird's schon erfahren.
Einer Katze tut man so etwas nicht an. Sie wird ihm entgegenstolzieren,
so, als wolle sie es nicht, sehr langsam, auf äusserst beleidigten
Pfoten. Noch ohne Sprung, ohne Miau.
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