Wohltätigkeitsorganisation  Das Advokaturbüro Raphael, Raphael und Raphael blieb auch sonst nicht untätig. Es zog andere Rechtsanwälte ins Vertrauen, diese Nationalräte, diese Ständeräte, die vertraulichen Gespräche verzweigten sich, ein Bundesrat wurde angefragt, von dort sickerte der Wunsch in die Verwaltung. Waren Raphael, Raphael und Raphael sich noch einigermaßen über den Großen Alten im klaren, so überlieferten sie von diesem den Rechtsanwälten, mit denen sie sich in Verbindung setzten, ein von allen kriminellen Schatten zwar nicht ganz befreites, doch gemildertes Bild, das, wie es weiter empfohlen wurde, sich aufhellte, bis es sich derart verklärte und ins Humanitäre verschob, daß es sich eigentlich um kein Bild mehr handelte, sondern um eine äußerst blasse Idee von einer losen Vereinigung wohltätiger Multimillionäre, die eine amerikanische Parallelgesellschaft zur Moralischen Aufrüstung in Caux gegründet hatten, die Boston Society for Morality. Nach dieser gleichsam homöopathischen Vorbereitung wurde ein Ehrenkomitee gebildet, mit einem Altbundesrat als Präsidenten, mit Nationalräten, Ständeräten, Bankiers, Persönlichkeiten der Gesellschaft und einem Theologieprofessor, die keine Ahnung hatten, wozu sie gebraucht wurden. Die Boston Society for Morality war so nebelhaft wie die meisten Vereinigungen für gute Zwecke. Die Herren standen in der Gründungs-Versammlung ratlos herum, bevor sie zur Gründung der europäischen Sektion der Society schritten, ahnungslos, daß es eine amerikanische Sektion gar nicht gab. Dann unterschrieb der Altbundesrat die Gründungsurkunde, worin er als Präsident des Vorstands bezeichnet wurde, und betonte bei seiner Tischrede, die Hauptsache sei die Gründung der Society for Morality auch auf europäischem Boden, der Zweck, weshalb sie gegründet worden sei, werde sich finden.  - Friedrich Dürrenmatt, Durcheinandertal. Zürich 1998
 
 

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