ohlgefühl  Seine Ungeduld steigerte sich, und er stand kurz vor einem Tobsuchtsanfall. Mit winzigen Schritten lief er hin und her und stampfte, als wäre ihm kalt. Schließlich blieb er mit bebenden Beinen stehen, legte die Hände auf den Rücken und schloß die Augen, um sich zu konzentrieren.

»Was sind die Carabinieri hier für ein Sauhaufen!?«

Der Wachtmeister hatte seine komische Wollmütze so tief gezogen, daß fast nur noch die fiebrigen Augen und der Schnauzbart hervorschauten. Der Gefreite Ferraú stand unentwegt stramm und versuchte unauffällig, eine alte Militärmütze beiseite zu kicken. Der Richter stellte sich vor ihn hin, den Mantel geöffnet, den Schal locker um den Hals gehängt. Der Gefreite hielt die Luft an.

»Gefreiter! Gibt es hier keine Toilette?!«

»Zu Befehl! In der Kaserne oben.«

»Dann öffnen Sie den Rolladen!«

Das Garagentor wurde geöffnet. Der Wachtposten, der im Eingang Schutz gesucht hatte, nahm Haltung an. Der Richter schaute sichernd in beide Richtungen der regennassen Straße, knöpfte sich die Hosen auf und pinkelte in den Rinnstein. Ein Wohlgefühl durchrieselte seinen Unterkörper, dann knöpfte er seine Hose wieder zu, das Rolltor wurde geschlossen, und alle nahmen die frühere Position ein. Der Richter wirkte erleichtert, putzte sorgsam seine Augengläser, zündete sich eine Zigarette an und lächelte.  - Giuseppe Fava, Ehrenwerte Leute. Zürich 2003 (zuerst 1975)

Wohlgefühl (2)    Man horte das Meer am Strand rauschen. Die Luft war lau und duftete nach Heu.

Claude entfernte sich geräuschlos auf seinen Bastsohlen. Das Paket hielt er vor die Brust gepreßt. Unwillkürlich kam ihm der Gedanke, daß er sich in einen Sprühregen aus Blut verwandeln würde, wenn die Bombe jetzt explodierte. Aber in eben dieser Minute gab es auf der Welt sicher andere junge Männer wie er, die sich anschickten, ein Haus, ein Parteibüro, eine Polizeiwache, ein Hotel, ein Flugzeug in die Luft zu sprengen. Wie sie alle tat er es freiwillig. Wie sie war er bereit, bis zum Äußersten zu gehen. Vielleicht hatte er sich nie zuvor so lebendig, so geschmeidig, so wohl in seiner Haut gefühlt wie in diesem Augenblick. Seine Beweggründe hatte er vergessen. Er war wieder der kleine Junge von früher, der mit seinem Großvater auf die Jagd ging, und der Hauch des Abenteuers durchströmte ihn wie ein frischer Quellbach.  - Boileau/Narcejac, Leiche auf Urlaub. Reinbek bei Hamburg 1976

 

Glück

 

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Wohlbehagen