ohlbehagen  Ich stellte fest, wie gut mir die Sonne tat. Der Sand unter den Füßen fing an, warm zu werden. Ich zog meine Vorfreude auf das Wasser noch ein bißchen hinaus, aber schließlich fragte ich Masson: «Gehen wir rein?» Ich stürzte mich hinein. Er ging langsam ins Wasser und ließ sich erst fallen, als er keinen Boden mehr unter den Füßen hatte. Er war kein guter Schwimmer, ich ließ ihn allein und schwamm hinter Maria her. Das Wasser war kalt, und ich freute mich, daß ich schwamm. Maria und ich schwammen weit hinaus, und wir waren völlig eins in unseren Bewegungen und in unserem Wohlbehagen. Draußen legten wir uns auf den Rücken, und von meinem Gesicht, das dem Himmel zugewandt war, nahm die Sonne die letzte Nässe, die mir in den Mund floß. Wir sahen Masson ans Ufer schwimmen, wo er sich in die Sonne legte. Von weitem wirkte er riesengroß. Maria wollte, daß wir zusammen schwammen. Ich schwamm hinter sie, um ihre Taille fassen zu können, und sie machte die Arm- und ich die Beinbewegungen, Das leichte Klatschen des Wassers begleitete uns, bis ich fühlte, daß ich müde wurde. Da ließ ich Maria los und erreichte regelmäßig schwimmend und tief atmend das Ufer. Am Strand legte ich mich bäuchlings neben Masson, das Gesicht im Sand. Ich sagte zu ihm: «Das tut gut», und er war derselben Ansicht. Kurz darauf kam Maria. Ich drehte mich auf den Rücken, um sie kommen zu sehen. Sie war vom Salzwasser ganz klebrig und hielt ihr Haar nach hinten. Sie legte sich dicht neben mich, und ihre Körperwärme und die Wärme der Sonne schläferten mich ein wenig ein. - Albert Camus, Der Fremde. Reinbek bei Hamburg 1963 (zuerst 1953)

Wohlbehagen (2)  Es träumte jemand, er esse seinen eigenen Kot mit Brot und verspüre dabei ein Wohlbehagen. Er gelangte auf unrechtmäßige Weise in den Besitz einer Erbschaft und wurde infolge des verspürten Wohlbehagens zwar nicht gerichtlich belangt, doch wegen des Kotes erweckte er Verdacht; es war ganz natürlich, daß der materielle Gewinn ihm Schande einbrachte. - (art)

Wohlbehagen (3) Eines Nachts - oder vielmehr am frühen Morgen - fühlte sich Westbrook, als er aufwachte, wie neugeboren. Sein Kopf war völlig klar. Verschwunden waren das grauenhafte Zittern, die würgende Übelkeit, die normalerweise jeden neuen Tag einleiteten.

Er wußte nicht, daß dies nur eine kurze Pause der Euphorie war, daß die Natur ihm noch ein letztes Mal das Bewußtsein uneingeschränkten Wohlgefühls gönnte, ehe sie zum Vernichtungsschlag ansetzte. Er war plötzlich wieder ganz zuversichtlich und fühlte sich so stark, daß er den Inhalt sämtlicher Schnapsflaschen in die Toilette schüttete.

Aber kaum war er damit fertig, als es ihn wieder in den Abgrund zog, tiefer und schrecklicher als je zuvor. Er krümmte sich vor Schmerzen. Unsichtbare Hände umklammerten seinen Kopf, fester, immer fester, bis er laut aufschrie vor Angst. Er sah sich um. Sah die leeren Flaschen im Zimmer stehen und wußte nicht mehr, wie sie dahin gekommen waren.

Ted und Ed dachte er. Denen habe ich das also zu verdanken. Ständig haben sie mir in den Ohren gelegen, ich solle mit dem Trinken aufhören, und jetzt...

»Die bring ich um«, brabbelte er vor sich hin. »Und ob ich die umbringe. Ich brauche was... ganz dringend brauch ich was...« - Jim Thompson, Gefährliche Stadt. Zürich 1992 (zuerst 1957)

Wohlbehagen (4)  Wir waren bescheiden und haben uns begnügt mit der Beschreibung des geschichtlichen Werdens dieser Fähigkeit, und nebenbei mit einer detaillierten Beschreibung.

Worin bestand also unsere Erklärung? Sie bestand darin, nachzuweisen, daß bei den verschiedensten, einfachsten und differenziertesten, Wesen ein gewisses höchstes, Kräfte auslösendes Wohlbehagen auf Schwingungszuständen beruht - und (wenn auch nicht in der lückenlosen Reihe einer bestimmten Steigerung) festzustellen, daß dieses durch die Wellen eines spezifischen Tones erhöht und sogar in übertragende Schwingungen umgesetzt werden kann.    - Gustav Sack, Ein verbummelter Student. Stuttgart 1986 (zuerst 1918)

 

Behagen

 

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Wohlsein
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