itzbold    Witzig zu sein gehörte damals einfach zum Wesen eines Berliner Börseaners. Aber der oberste Witzbold einer Börse zu sein, die täglich von fünftausend Leuten besucht wurde, und es fünfzig Jahre lang zu bleiben, das war etwas Besonderes. Der Sarkasmus und die gute Laune Fürstenbergs waren shakespearisch. Sein Witz kam immer aus der Sache, blieb auch scheinbar immer in ihr und holte aus dieser Sachlichkeit seine hohen und tiefen Wirkungen. Man hing an seinen Lippen und jede seiner Bemerkungen flog schwalbenschnell durch Berlin.

Von einer der schönsten Frauen Berlins war bekannt, daß sie ihren Ehemann mit zwei Liebhabern betrog, und daß er es wußte. .Können Sie verstehen, daß er sich nicht scheiden läßt? „Gewiß", antwortete Fürstenberg, „ich bin auch lieber mit dreißig Prozent an einer guten Sache beteiligt, als mit hundert an einer schlechten." Als man von der Gattin eines Finanzministers sagte, sie hätte bei ihrer Magerkeit kein Recht, immer so tief ausgeschnitten zu erscheinen, meinte Fürstenberg: „Ach, das hat sie sich von ihrem Mann angewöhnt. Der kommt auch immer zu mir mit seinem ungedeckten Defizit." Die Steuer schickte ihm seine Einkommenserklärung mit der Bemerkung zurück: „Wir vermissen die Einnahmen aus spekulativen Geschäften." Fürstenberg antwortete: „Ich auch!" Einem Kollegen, der beim Essen schmatzte, sagte Fürstenberg: „Ich höre, es schmeckt Ihnen!" Als sein Sekretär ihn eines Morgens mit den Worten empfing, „Wissen Sie, wer gestorben ist?", antwortete er: „Mir ist jeder recht!"   - Walter Kiaulehn, Berlin. Schicksal einer Weltstadt. München 1981 (dtv 1648, zuerst 1958)

 

Witz

 

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