irtswechsel
Nägel nähern sich, auf den Wurzeln wuchern Häutchen, die Ränder,
unregelmäßig beschnitten, sind leicht gewölbt, ein einzelner Nagel ist eingerissen,
unter ihm ist etwas Schwarzes hängengeblieben. Langsam schieben sich die Finger
in die Leistengegend und fahren unversehens wild hin und her. Die Nägel streichen
auch über den Rücken der Filzlaus, die mit ihrem borstigen
Bauch platt an der Haut liegt, und sie ziehen auf dem Innern des Schenkels Striche,
die rötlich anlaufen wie die Stelle, welche die Laus als Arbeits- und Freßplatz
aufgegeben hat und die leicht angeschwollen ist. Die Finger bilden mit der Handinnenfläche
eine Kuppel, einer der Finger steht direkt über dem gedrungenen Körper der Filzlaus.
Die Finger liegen auf der Lauer, abwartend, bis es juckt, um an der georteten
Stelle zu kratzen, und schon vollführen sie Kreise, immer rascher und bis zum
After hin. Doch andere Finger kommen. Oben sind die Nägel schmal und zugefeilt,
sie sind rotlackiert und zeigen keinen Halbmond. Die Finger wühlen im Haar und
kringeln einzelne Härchen um ihre Spitzen, fahren sanft über die Haut und streicheln
auch den Panzer der Filzlaus, tupfend tasten sie sich weiter bis zum Rist zwischen
den Schenkeln und entfernen sich mit einer langgezogenen Liebkosung. Sich selbst
überlassen, zeigt die Laus ihre kurzen Fühler, schiebt ihren Kopf nach vorn
und trifft Anstalten, an einer Blutbahn zu schmatzen.
Da wird die Bettdecke zurückgeworfen, und es wird selbst für ihre schwachen
Augen hell. Der Muskel, in den sich die Laus gebohrt hat, spannt sich, löst
sich, spannt sich von neuem. Ein zweiter Haarbusch nähert sich, schwärzer als
der erste, die Haare des einen schieben sich in die des andern, als wollten
sie sich verknüpfen. Und die Haut, an die die Laus sich
klammert, preßt sich gegen eine zweite, verharrt kurz, zieht sich zurück und
drängt nach vorn. Wieder greifen Finger nach unten, aber diesmal nicht nach
der Stelle, die juckt, sondern zwischen die Schenkel und packen zu. Über die
glatte Filzlaus gleitet etwas Hartes. Das Fleisch, an dem die Laus schmarotzte,
scheint davon zu laufen, stößt auf Widerstand, trotzt, gibt sich hin, befreit
sich und entfernt sich und geht, stöhnende Pausen einlegend, erneut auf die
Suche. Die eine Haut klebt an der andern, aber nicht so fest wie die Nissen,
die die Filzlaus an die Haare gekittet hat; und wenn sich die eine Haut von
der andern löst, klatscht es. Feuchtes reibt sich an Feuchtem und dazwischen
unerschütterlich die Laus. Schweiß tritt aus Poren, und auch der hornige Rücken
der Laus wird genäßt; aber sie sitzt fest und gleitet nicht ab. In das glitschige
Gewühl von hartem und nachgiebigem Fleisch mischt sich Schleim. Wärme treibt
hoch, die für die Laus so bekömmlich ist wie die Wärme des Blutes und die das
Schlüpfen der Eier begünstigt. Je mehr sich das eine am andern reibt, wippt
und schaukelt die Laus mit. Das stößige Keuchen mündet in einem Aufschrei, der
aus der Lust kommt und als Klage verröchelt. Was sich aufbäumte, sackt zusammen,
was sich nicht loslassen wollte, fällt auseinander, und die beiden Körper liegen
Seite an Seite, als hätten sie nie einander gehört. Nur die Laus hat ihren Platz
behauptet. Durch die Leiste, auf der sie sitzt, geht ein Zittern ; der Muskel
zuckt noch einmal, aber nicht vor Erwartung, sondern vor Erschöpfung.
Leise atmende Ruhe kehrt ein. Die Laus löst die eingeschlagenen Klauen ihrer
Beine und läßt einen roten Fleck zurück. Sie klettert hoch, die Haare umklammernd,
an denen die Eier glänzen. Ein Haarbusch liegt neben dem andern, und sie wechselt
hinüber in ein struppiges Gebüsch, das in Form eines Deltas wächst, und richtet
sich dort auf einem sanften Hügel ein. In diesem Haar kraulen die Fingernägel,
die unregelmäßig beschnitten sind, und von denen einer eingerissen und schwarz
ist, und diese Finger, als ob sie sich verloren hätten, versuchen sich zu orientieren.
Zwischen ihnen schlägt die Laus die Zangen ins Fleisch, um sich ihren Halt zu
sichern. Dann verankert sie mit den Zähnen der Oberlippen
ihren Mund luftdicht auf der Haut und setzt ihren Stechrüssel an. Sie benutzt
die scharfen Fortsätze des einen Stiletts als Stichsäge, durchbohrt die obere
Schicht der Haut und dringt ins Fleisch ein, zapft eine Bahn an, pumpt mit ihren
Muskeln und saugt Blut hoch. Wie ihr Darm vollgesogen ist, verfärbt sie als
Zeichen der Sättigung ihren gelbbraunen Körper dunkel und gibt von ihrem Speichel
ab. Schon kommen wieder Finger, diesmal die rotlackierten Nägel, die schmal
sind und spitz zugefeilt und ohne Halbmond. Aber sie liebkosen diesmal nicht,
sie suchen eine juckende Stelle, machen sie nicht ausfindig und kratzen über
den ledrigen Rückenpanzer der Laus hinweg, die ins Fleisch verkrallt, ihren
Rüssel in der Stichwunde ausruhen lassend, platt an der Haut verdaut, erschöpft
und befriedigt. - (
loe
)