irklichkeitsmenschen
»Wer kriegt denn euer Sach, wenn ihr mal sterbt?« fragte Eugens
Nichte Franziska, die Zita genannt wurde, und Eugen erinnerte sich, daß dies
nicht zum ersten Mal geschah. Zita war vom Tisch aufgestanden und fuhr mit ihren
Ärmchen durch die Luft, als wollte sie alles einheimsen, was ringsum zu sehen
war. Die fing früh an, darauf bedacht zu sein, möglichst viel mitzunehmen oder
einzusacken; schließlich war sie erst neun Jahre alt. Die Nichten waren beide
»Wirklichkeitsmenschen«, wie Eugens Vater sagte, der schmunzelnd hinzufügte,
für das, was im Bücherschrank stehe, hätten »die drüben« kein Interesse: »Dafür
um so mehr fürs Habhafte, speziell für Geld.« Und er
wischte sich ein Lächeln von den Lippen, wie es seine
Gewohnheit war. -
Hermann Lenz, Ein Fremdling. Frankfurt am Main 1988 (st 1491, zuerst 1983)