William Carlos Williams

 

 Envoi

für William Carlos Williams,
gestorben am 6. März 1963

In seinem letzten Jahr war er fast blind,
heiter und sonderbar,
vertrat keine Ansichten, sah
nicht in die Röhre, las
keine Rezensionen,
weder Look noch Life.

Keine »repräsentative Figur«:
Landarzt in Rutherford, New Jersey.
Keine Galadiners chez Kennedy:
eine Holzveranda,

»mit einem Blaugrün bemalt, das mir,
verwaschen, vergilbt, besser gefällt
als alle anderen Farben.«

Für die Stockholmer Akademie
nicht ganz das Richtige,
für die Reporter unergiebig,
für Look nicht blind genug,
für Life zu lebendig
mit seinen achtzig Jahren,
sah er in seinem Hinterhof mehr
als ganz New York über zwölf Kanäle:
Hühner und kranke Leute,
das Licht und die Finsternis.

Nahm die Brille ab:
»Die Pflaumen im Eisschrank so süß und kalt« und
»Der Schritt des Alten, der Dünger sammelt,
ist majestätischer
als der von Hochwürden am Sonntag.«

Sah die Finsternis und das Licht,
vergaß die Hühner nicht,
war genau und sonderbar heiter.

   - Hans Magnus Enzensberger, in (wort)

William Carlos Williams (2)

Poet Arzt

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