iesel  Das Gesetz spricht: Iß nicht das Wiesel, noch etwas, das ihm gleicht.

Der Physiologus hat davon gesprochen, daß es folgende Art habe: Sein Mund empfängt vom Männchen, und wenn es schwanger geworden ist, gebiert es durch die Ohren. Übel aber gebären sie durch die Ohren.

Es gibt aber gewisse Leute, die essen unstät das himmlische und geistliche Brot in der Kirche; sind sie aber wieder auf sich selber gestellt, so werfen sie das Wort des Herrn aus ihren Ohren heraus, dem unreinen Wiesel gleich, und werden wie die taube Schlange, welche ihre Ohren verstopft.

Drum iß nicht das Wiesel noch das, was ihm ähnlich ist. - (phys)

Wiesel (2)  Man sagt, auch die Wiesel ergeben sich dieser Liebe, und Weibchen vergnügten sich mit Weibchen, einander zu beschlafen; so daß man Frauen, die einander mit dieser Liebe besäßen, früher in Geheimschrift durch Wiesel dargestellt hätte. Ich hörte von einer Dame, die stets welche pflegte; sie befaßte sich mit dieser Liebe und hatte Vergnügen daran, den kleinen Tierchen bei ihrer Begattung zuzusehen.

Noch ein weiterer Punkt muß erwähnt werden. Diese femininen Liebschaften lassen sich auf zweierlei Art und Weise betreiben, das eine Mal durch Reiben, das andre Mal durch ›geminos committere cunnos‹, wie der Dichter sagt. Diese Art und Weise bringt keinen Schaden, sagen einige, man benutzt Instrumente, die die Gestalt eines Penis haben, gewöhnlich Godmiches genannt.

Ich hörte erzählen, daß ein großer Fürst, der zwei Damen an seinem Hofe im Verdacht solcher Liebe hatte, ihnen auflauern ließ, so daß er sie überraschte; die eine wurde dabei ertappt, wie sie sich zwischen den Schenkeln ein dickes Glied hergerichtet hatte, das artig mit kleinen Bändchen rund um den Leib befestigt war, daß es wie ein natürliches Glied erschien. Die Überraschung war so groß, daß sie keine Zeit hatte, es abzutun; und der Fürst zwang sie, ihm zu zeigen, wie sie es beide machten.

Man sagt, manche Frauen starben, weil sie ihrer Gebärmutter Geschwüre zuzogen, die aus den unnatürlichen Bewegungen und Reibungen entstanden. Ich kenne wohl ein paar davon, um die es sehr schade war, denn es waren sehr schöne und ehrbare Damen und Fräulein, und sie hätten besser daran getan, sie hätten mit ein paar ehrbaren Edelleuten Umgang gehabt; von denen brauchten sie nicht zu sterben, sondern wären vielmehr wieder aufgelebt und wieder frisch geworden.. Ja, sie hätten zur Heilung von einem solchen Übel, wie ich von verschiedenen Wundärzten hörte, gar nichts Geeigneteres finden können, als die Scheide von dem natürlichen Mannesgliede ausreinigen zu lassen.  - (brant)

Wiesel (3)  Das Wiesel bedeutet ein Frauenzimmer, das alle Schliche kennt und heimtückisch ist, und einen Prozeß; denn dike und gale * sind gleichwertig. Ferner den Tod; denn was es ergreift, geht in Fäulnis über. Dann gute Geschäfte und materiellen Gewinn; einige nennen es bekanntlich «Meister Fuchs». Was davon im einzelnen zutrifft, mag man daraus entnehmen, ob man es heran- oder davonschleichen sieht, ob es etwas Angenehmes oder Unangenehmes erleidet oder tut. - (art)

* = 'Prozeß' und 'Wiesel' [Spiel mit den Zahlenwerten von Buchstaben]

Wiesel (4)  Die Gesta Romanorum  erzählen von einem Ritter Guido, der kurz nach seiner Hochzeit ins Heilige Land zieht, um dort die Heiden zu bekämpfen. Bei seiner Rückkehr trifft er seinen alten Freund Tyrius und schläft in dessen Schoß ein. «Wie er nun schlief, da stand sein Mund offen, und als Tyrius hinsah, sah er ein weißes Wiesel aus dem Munde schlüpfen, das rannte zu einem benachbarten Berg und lief dort hinein. Nach kurzer Zeit kehrte es zurück und lief wieder die Kehle des Schläfers hinunter.» Da beschließen die beiden Männer, dem Wiesel nachzuspüren, und in dem Berg finden sie einen toten goldenen Drachen und ein Schwert. Mit dieser Waffe besteht Guido fürchterliche Kämpfe gegen einen Bösewicht namens Plebeus und seine sieben Söhne, bevor er, nach sieben Jahren, zu seiner Frau und seinem Söhnlein zurückkehrt und tot umfällt.  - Nach (schen)
 
 

Tiere, eßbare

 

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