Wiedereinschlafen  Plume streckte die Hände aus dem Bett und wunderte sich, daß er nicht an die Wand anstieß. Sieh mal an, dachte er, die Ameisen müssen sie aufgefressen haben ... Und schlief wieder ein.

Bald darauf faßte ihn seine Frau und schüttelte ihn: „Schau dich um", sagte sie, „du Faulpelz! Hast nichts getan als schlafen, und inzwischen ist uns unser Haus gestohlen worden." Tatsächlich dehnte sich auf allen Seiten der vollständige Himmel. Bah, geschehn ist geschehn, dachte er.

Bald darauf war ein Geräusch zu hören. Es war ein Zug, der mit Volldampf auf die beiden zugefahren kam. Bei der Eile, die er zu haben scheint, dachte er, wird er gewiß vor uns ankommen. Und schlief wieder ein.

Dann weckte ihn Kälte. Er war ganz naß von Blut. Einige Stücke von seiner Frau lagen in der Nähe herum. Mit Blut, dachte er, sind immer eine Menge Unannehmlichkeiten verbunden. Wenn dieser Zug nicht hätte hier vorbeifahren müssen, wäre ich sehr glücklich. Aber da er schon vorbei ist... Und schlief wieder ein.

„Hören Sie", sagte der Richter, „wie wollen Sie erklären, daß Ihre Frau so schwer verletzt wurde, daß man sie in acht Teile zerstückelt fand, und Sie, der Sie danebenlagen, haben nicht eine Bewegung gemacht, um es zu verhindern, ja sogar überhaupt nichts davon gemerkt. Hier liegt das Geheimnis. Die ganze Geschichte geht hiervon aus."

Auf diesem Wege kann ich ihm nicht weiterhelfen, dachte Plume. Und schlief wieder ein.

„Die Hinrichtung wird morgen stattfinden. Angeklagter, haben Sie noch etwas hinzuzufügen?"    - Henri Michaux, Plume und andere Gestalten. Wiesbaden 1981 (zuerst 1938)

 

 

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