iderspiegelung
Grau wegen der im Wasser aufgelösten Tonerde strömte der
Fluß dahin, und Bugli brachte die Gedanken von vorhin nicht aus dem Kopf.
Es kamen ihm sogar noch ungewöhnlichere, und er sagte: »Gut, ich fühle
mich als Mannsbild von der besten Sorte, weil die Frau vom Chefarzt mit
mir im Bett war. Aber schau mal hinunter ins Wasser, siehst du, wie sich
die Brücke widerspiegelt? Nehmen wir an, morgen ist es bedeckt und du siehst
die widergespiegelte Brücke nicht. Ist diese Brücke etwas anderes, wenn
es keine widergespiegelte Brücke im Wasser gibt?«
An dieser Stelle verstand Brizzi, daß er nichts verstanden hatte, und
er fragte: »Was hat denn die widergespiegelte Brücke damit zu tun?« Da
erklärte Bugli seinen Gedanken: »Das sage ich dir sofort, was sie damit
zu tun hat. Wenn wir nämlich von widergespiegelt reden, reden wir von etwas,
das es nicht gibt, auch wenn es aussieht, als ob es das geben würde. Dasselbe
sind wir, wenn wir uns als besondere Typen vorkommen, weil wir die Frauen
herumkriegen, auch wenn wir nur ganz gewöhnliche Krankenpfleger sind. Verstanden?
Das heißt, nachdem die Frau vom Chefarzt mit mir im Bett war, fühle ich
mich als etwas Besonderes, aber in Wirklichkeit bin ich wie die Widerspiegelung
auf dem Wasser, ein Nichts.« -
Gianni Celati, Der Lahme in der Wüste. In: G. C., Cinema naturale. Berlin 2001
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