ettschwimmen Sie
schwammen aufs offene Meer hinaus, und so viele Wogen waren schon
unter ihnen dahingerollt, so viele dieser jähen, atemberaubenden Kämme
hatten sie schon überwunden, hinter denen sich aufs neue die ganze Leere
von Ebenen enthüllte, die der Sonne allein gehörten, daß es ihnen so schien,
als hätte das Land hinter ihnen sich schon den Blicken entziehen,
sie inmitten der Wogen ihrer zauberischen Wanderung überlassen
müssen, zu der sie sich gegenseitig mit begeisternden Rufen anfeuerten.
Und es schien Albert, als flösse das Wasser wirklich unter ihnen mit unvergleichlicher
Geschwindigkeit und müßte seine traurigen Gestade überfluten, während er
mit seinen Weggefährten eine Seefahrt fortsetzte, deren zauberische Natur
sich ihm mehr und mehr aufdrängte. Sie schwammen immer noch weiter hinaus
mit einer Geschwindigkeit, die ihnen ständig
zuzunehmen schien. Eine trotzige Herausforderung trat in ihre
Augen, verstärkte sich im Gefolge dieses Wettrennens ohne Ziel. Einige
Minuten noch und mit dem Bewußtsein der Länge des schon zurückgelegten
Weges festigte sich in ihrem Denken eine tödlich erschreckende Überzeugung.
Allen dreien schien es im selben Augenblick, daß sie nun nicht mehr wagten
umzukehren, noch zum Land zurückzublicken - eine Verschwörung verband mit
einem Blicke ihre Körper und ihre Seelen. Jedem von ihnen schien es, als
sähe er in den Pupillen der anderen diese tödliche Herausforderung — als
spürte er, daß die beiden anderen mit der ganzen Kraft ihrer Körper, ihres
Willens ihn mitrissen - aufs offene Meer hinaus - immer weiter - in unbekannte
Weiten - zu einem Abgrund, von dem keine Rückkehr mehr möglich sein würde
- und daß keiner sich über den hinterhältigen Charakter dieses jähen Einklangs
ihres Willens und ihres Schicksals täuschte. Ein zurück war nicht mehr
möglich. Sie schwammen jetzt unter dem rhythmischen Pfeifen ihrer Brust,
und mit der enthusiastischen Kälte des Todes drang die scharfe Luft in
ihre erschöpften Lungen ein. Sie blickten sich lange an. Sie vermochten
ihre Blicke nicht vom anderen abzuwenden, während ihr Verstand klarsichtig
den Raum ohne Wiederkehr abschätzte, den sie bereits durchmessen hatten.
Und in einer lustvollen Anwandlung erkannte jeder in den Zügen der anderen
die unzweifelhaften Anzeichen, den Reflex ihrer mit jedem Augenblick vollständigeren
Überzeugung - daß sie jetzt gewiß nicht mehr die Kraft hätten zurückzukommen.
- Julien Gracq, Auf Schloß Argol. Berlin 1987 (zuerst
1938)
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