Wesen, menschliches   Das menschliche Wesen werde, so Montaigne, durch krankhafte Eigenschaften zusammengehalten, durch Ehrgeiz und Eifersucht, Neid und Rachgier, Aberglauben, Verzweiflung und selbst Grausamkeit; sogar dem Mitleiden sei noch so etwas wie eine süßsaure Empfindung von bösartigem Wohlbehagen beigemischt. Daß dies Eigenschaft der menschlichen Natur, und nicht nur erwachsene Verdorbenheit ist, belegt Montaigne mit dem Hinweis, daß selbst Kinder so empfinden. Und unmittelbar daran schließt er die beiden ersten Verse aus dem Proömium zum zweiten Buch des Lukrez. Werden nur noch erläutert durch den Satz, die grundlegenden Voraussetzungen unseres Lebens würden zerstört, wenn man diese fragwürdigen Eigenschaften im Menschen ausrotten wollte.

Montaigne rechtfertigt den Zuschauer des Schiffbruchs nicht mit seinem Recht auf Genuß, sondern seine durchaus als boshaft qualifizierte Befriedigung (volupté maligne) mit dem Erfolg seiner Selbsterhaltung. Er steht kraft der Befähigung zu dieser Distanz ungefährdet auf dem festen Ufer, er überlebt durch eine seiner unnützen Eigenschaften: Zuschauer sein zu können.  - Hans Blumenberg, Schiffbruch mit Zuschauer. Frankfurt am Main 1988

 

Wesen Menschen, wirkliche

 

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Natur, menschliche
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