erk, gründliches  Das Werk des Professors wies nach, daß das Stottern nur ein zeitweiliger und periodischer Zustand des Zentralnervensystems sei, in welchem es unfähig ist, den Sprechorganen zu befehlen. Eine leicht abzugewöhnende und leicht zu heilende Störung; unterhalten wir uns eine halbe Stunde mit einem, der damit behaftet ist, so stottern auch wir; entfernen wir uns aber wieder von dem Stotternden, so stottern wir kurze Zeit danach nicht mehr. Die Störung pflegt lebhafter zu sein bei Angstgefühlen, Furcht und Schrecken; oder einfach auch, wenn Schüchternheit oder eine gewisse Scheu vorliegt. Und in der Tat, bei Zunahme des Vertrauens zu einer Person, die uns zuerst einschüchterte, vermindert sich die Hemmung, und der Betreffende erlangt, wenn auch nicht die volle Sicherheit der Sprache, so doch wenigstens eine bemerkenswerte Unbefangenheit.

«Das Stottern steht im umgekehrten Verhältnis zur Familiarität; in einem direkt proportionalen zur Befangenheit.»

Es ist selbstverständlich, daß derartig einleuchtende Argumente nicht durch dürftige Sprache zum Ausdruck gebracht wurden; der Band, neunhundert Gramm schwer, war eine Mustersammlung aller toten und aller lebenden Sprachen; auf jeder Seite befand sich eine Reihe Text in großen und klaren Buchstaben, und der Rest der Seite bestand aus gelehrten Anmerkungen, überreich an Abkürzungen, Parenthesen, algebraischen Ausdrücken, Fußnoten. Das Werk zerfiel in fünf Teile. Erster Teil: Einleitung; Zweiter: Das Stottern im Verlauf der Jahrhunderte; Dritter: Das Stottern und das soziale Milieu; Vierter: Ist das Stottern ansteckend? Fünfter: Prophylaxe, Diagnose und Behandlung.   - Pitigrilli, Das Stottern. In: P., Luxusweibchen. Reinbek bei Hamburg 1988  (rororo 12201, zuerst 1922)

 

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