endung,
unglückliche Bettina verehrte Rahel'n sehr, und noch jetzt schreibt
sie mir nie einen Brief oder Zettel, worin nicht deren Lob rührend und schön
ausgesprochen wäre. Doch hat sie früher manche kleine Treulosigkeit gegen
Rahel verübt, auch gegen mich, die wir ihr doch stets gern verziehen haben.
Sie lebt großentheils in Launen, und folgt diesen unbedingt, oft zu ihrem größten
Schaden, wie z. B. jetzt mit der englischen Übersetzung ihres Buches, die in
England nicht durchdringt, und ihr großen Verlust verursacht; sie war taub und
blind gegen alle Warnungen! Sonst kam sie täglich zu mir, seit längerer Zeit
aber bleibt sie weg, doch wenn wir einander begegnen oder schreiben, ist es
auf dem freundschaftlichsten Fuße. Ihrer Begeisterung für Goethe stehen ähnliche
zur Seite, für Schinkel, Wilhelm Humboldt, zuletzt für den Fürsten von Pückler,
doch immer mit derselben unglücklichen Wendung, die auch bei Goethe eingetreten
war, der sie gar nicht mehr vor sich lassen wollte. Doch es ist unrecht, daß
ich soviel sage, da ich doch nicht alles sagen kann, und alles erst das rechte
Bild giebt. Es ist nicht leicht, mit Bettinen fertig zu werden, in der Schilderung
wie im Leben. Lassen Sie indeß reichlich Platz für das Beste, er wird nicht
leer bleiben! - Varnhagen von
Ense an Karl Gustav von Brinckmann, 20. Februar 1839
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