eltvernunft
Wirft man einen Blick auf die Führer der Völker, aller und in allen Regierungsformen,
so muß man sich vorstellen, sie stünden zeitlich vor dem Auftreten einer der
großen Menschheitsbewegungen und hätten machtmäßig die Möglichkeit, sie zu unterdrücken.
Wie verhielten sie sich? Hinsichtlich des Christentums würden sie fragen, ob
es steuerpolitisch tragbar sei. Vor dem Buddhismus, wie die Schallplatten- und
Fahnenindustrie dabei bestünde. Bei Mohammed, ob die Bananenernte
nicht litte. Vor der Kunst, ob sie auch die Siedlungsfreudigkeit nicht untergrübe.
Vor jeder Religion, ob sie nicht den Kartoffelexport verzögere. Vor der Abstraktion,
dem zusammenfassenden Denken, ob es auch dem Kleinbürger die Gießkanne nicht
verböge. Protoplasmaanreicherung und Rohstoffe sind ihre Maßstäbe, alles andere
ist Aufreizung und erfordert Unterdrückung, übrigens schon bei Plato. Aber immer
und zu allen Zeiten hat jeder von ihnen behauptet, er sei die schöpferische
Erfüllung- der Weltvernunft. Offenbar liegen hier Gegensätze vor - daglüah,
gleia, glülala! - Gottfried Benn, Weinhaus
Wolf. In: G. B.,
Prosa und Szenen. Ges. Werke Bd. 2. Wiesbaden 1962
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