eltordner
Wie bei ihm persönlich die Dinge standen - diese Frage stellte ihm nie
jemand. Bei ihm persönlich ging es nicht voran. Im Augenblick amputierte er
Arme und Beine, weil niemand so gescheit war, mehr von ihm zu verlangen. Seine
erste Frau war infolge einer ärztlichen Fehldiagnose gestorben, und seine zweite
Frau würde bald den Verstand verlieren, wenn man seinen Worten glauben durfte.
Er konnte die wundervollsten Musterhäuser für die «Neue Weltrepublik» planen,
aber merkwürdigerweise konnte er sein eigenes kleines Nest nicht von Wanzen
und anderem Ungeziefer freihalten, und da er mit den Ereignissen in der Welt
und damit beschäftigt war, die Dinge in Afrika, Guadeloupe und Singapur und
so fort zu ordnen, war sein eigener Lebensbereich immer ein klein wenig durcheinander,
das heißt, das Geschirr war nicht gespült, die Betten waren nicht gemacht, die
Möbel fielen auseinander, die Butter wurde ranzig, die Toilette war verstopft,
die Badewanne leckte, schmutzige Kämme lagen auf dem Tisch herum, und im allgemeinen
herrschte ein lieblicher, elender, leicht verrückter Verfallszustand, der sich
bei Dr. Kronski persönlich in der Form von Haarschuppen, Ekzemen, Furunkeln,
Pusteln, Senkfüßen,
Warzen, Geschwülsten, üblem Mundgeruch, Verdauungsstörungen und anderen kleineren
Unstimmigkeiten bemerkbar machte, von de nen keines ihm ernstlichen Kummer bereitete,
denn sobald die neue Weltordnung aufgerichtet war,
würde alles, was der Vergangenheit angehörte, sowieso verschwinden und der Mensch
in einer neuen Haut erstrahlen wie ein neugeborenes Lamm. - Henry Miller, Sexus. Reinbek bei Hamburg 1980 (zuerst 1947)
|
||
|
||