eltmaschine Es ist doch besonders, daß es in allen Ländern so viel Menschen gibt, die Weltmaschinen verfertigen. Auch in Boston sogar fand sich, wie Brissot erzählt, ein gewisser Pope, der eine verfertigte, an der er über 10 Jahre zugebracht hat. Eine unnützere Arbeit läßt sich wohl nicht gedenken. Vaucansons Flötenspieler, der die Flöte wirklich bläst, geht weit darüber. Einen läppischeren Gebrauch kann wohl der Mensch von seinen Seelenkräften nicht machen als wenn er die Weltmaschine durch ein Räderwerk darzustellen sucht, das immer zur Familie der Bratenwender gehört, und daran erinnert.

Schon eine vergoldete Sonne, die auf einem Zapfen ruht, ist etwas Abscheuliches, und die Schwere durch Stangen zu repräsentieren, an die man die Planeten spießt, hat viel Ähnlichkeit mit dem Einfall des Bauren (?) beim Shakespeare in einem Stück Pyramus und Thisbe betitelt den Mondschein vorzustellen (nämlich durch seine Person). Wenn die großen Herrn, die doch nur allein dergleichen Possen bezahlen können, so etwas sehen wollen, so können sie ja auf einem freien Platz die Sache durch ihre Hofleute und Hoflakaien darstellen lassen, und die Rolle der Sonne selbst spielen. - (licht)

Weltmaschine (2) Was bedeutet  dieses große Gepränge immer wiederholter Zeugungen, dieser fast verschwenderische Aufwand, wenn gegen tausend Keime, die verunglücken, kaum einer fortkommt und seine ganze Bestimmung erfüllt? Wozu diese Fortpflanzung und Vervielfältigung der Wesen, die sich doch unaufhörlich zerstören und wieder erneuern, die immer nur einerlei Schauspiel machen und die Natur weder mehr noch weniger bevölkern? Woher kommen diese Abwechselungen von Tod und Leben,  diese Gesetze des Wachstums und Ersterbens, alle diese Veränderungen in einzelnen Dingen? Woher alle diese erneuerten Vorstellungen von einer und derselben Sache? Ich antworte: Alles dieses gehört mit zum Wesen der Natur und hängt von der ersten Einrichtung der Weltmaschine ab. Das Ganze dieser Maschine ist fest, alle ihre Teile sind beweglich. Die allgemeinen Bewegungen der Himmelskörper sind die Ursachen von den besondern Bewegungen der Erdkugel. Die durchdringenden Kräfte, welche diese großen Körper beleben, wodurch sie auf entfernte Gegenstände und wechselweise aufeinander wirken, beleben auch jedes Atom der Materie; und diese gegenseitige Zuneigung aller Teile untereinander ist das erste Band der Wesen, der Grund vom Bestand der Dinge und die Stütze der Harmonie im Weltall. Die großen Verbindungen haben alle kleinere, untergeordnete Verhältnisse hervorgebracht. Die Umdrehung der Erde um ihre Achse verursacht die Abteilung der Zeiträume in Tage und Nächte. Daher haben alle lebendige Bewohner der Erde ihre gewissen Zeiten des Lichts und der Finsternis, des Wachens und Schlafens. Ein großer Teil von der Einrichtung der tierischen Natur, die Wirksamkeit der Sinne und die Bewegung der Gliedmaßen beruhet auf dieser ersten Verbindung. In einer Welt, die in immerwährende Nacht verhüllet wäre, öffnet sich schwerlich ein Sinn für das Licht. - Georg Forster, Ein Blick in das ganze der Natur (entst. ca. 1781). In: G. F., Schriften zu Natur, Kunst, Politik. Reinbek bei Hamburg 1971 (rk 540)

Weltmaschine (3)  Die Kombination der gesamten Buchstaben des Alphabets mit Zahlenpermutationen ergibt andere Möglichkeiten als die nur neun symbolischen Buchstaben des LULLUS: B, C, D, E, F, G, H, I, K = Bonitas, Magnitudo, Duratio, Potentia, Cognitio, Voluntas, Virtus, Veritas, Gloria. Bei LULLUS sind dies die ‹principia absoluta›. Dazu kommen die ‹principia relativa›: ‹Differentia, Concordantia, Contrarietas, Principium, Medium, Finis, Majoritas, Aequalitas, Minoritas.› Auf die Kombinatorik dieser Grundelemente (principia primitiva) können alle Formen des Seienden zurückgeführt werden. Sie heißen deswegen ‹Absoluta›. Das wird ergänzt durch die Grund-‹Regeln› einer uralten stilistischen Kompositionslehre: An, Quid, Cur, Quantum, Qui, Quale, Ubi, Quando, Quibuscum, bekannt aus dem Sekunda-Unterricht. Für die Kunst gibt es entsprechend — in KIRCHERS kombinatorischem Weltsystem — ‹Symbole›: Deus, Angelus, Coelum, Elementa, Homo, Animalia, Plantae, Mineralia, Materialia. Das Prinzip lautet: Nichts gibt es im Sein, was nicht auf ein anderes zurückgeführt werden kann. Eine einzige Tafel, eine ‹Tabula Alphabetorum Artis nostrae›, wie KIRCHER seine Aufstellung nennt, kann also eine alphabetische Ur-Ontologie enthalten, sozusagen die ontologische Struktur eines Ur- und Über-Buches. Aus dieser kann ‹alles Mögliche› durch einfaches ‹commutare›, durch einfache Austauschung (Reversibilität!) abgeleitet werden. - Gustav René Hocke, Manierismus in der Literatur. Sprach-Alchimie und esoterische Kombinationskunst. Reinbek bei Hamburg 1969 (rde 82/83, zuerst 1959)

Weltmaschine (4)

Die Maschine ist ca. vier Meter lang, zwei Meter breit und vier Meter hoch. Etwa 2000 verschiedenste Bestandteile sind zu einem bebenden, schwingenden, drehenden, dröhnenden, leuchtenden und blinkenden Gerät verbaut, das durch 25 Elektromotoren zum Leben erweckt wird. Die Maschine besteht neben Spulen, Schläuchen und Drähten aus so unterschiedlichen Teilen wie einem Adler aus Porzellan, einem Orgelgebläse, einer Infrarotlampe, drei Blaulichtern, 64 Vogelpfeifen, 200 Glühbirnen, 14 Glocken, einer Sauerstoffflasche als Antrieb für die windgetriebenen Teile, einem Klapotetz, einer Spielzeugrakete, die er sich extra aus Japan schicken ließ und vielem mehr. Durch die permanente Bewegung der Maschinenteile entstehen Licht- und Geräuscheffekte. Mit dem Tod Gsellmanns verlor die Maschine nicht nur ihren Schöpfer, sondern auch den einzigen Spezialisten, der ihre Funktionsfähigkeit aufrechterhalten konnte. - Franz Gsellmann, nach Wikipedia

Weltmaschine (5)  Es waren einmal zwei Araukaner, die sich ständig darüber wunderten, daß es im Grunde keine absolute Stille gibt. Mochte man in der Wüste, auf einem hohen Berge, ganz allein auf freiem Kamp sein, immer gibt es ein wogendes Geräusch, von dem die Ahnen behaupteten, es komme von den Bewegungen des Großen im Himmel, dessen Körper, da ohne Gelenke, so biegsam ist, daß er, ohne sich vom Sitz zu rühren, die ganze Erde übersehen kann, wozu noch die Befehle kommen, die er andauernd geben muß, ebenfalls hörbar sind. Eines Tages nun gingen sie über einen abgeflachten Berg, um zum Tale hinunter zu steigen, als sie ein Getöse vernahmen, die aufmerksamen Indianer. Es rollte wie wogende See, bald lauter, bald schwächer, es tickte wie eine Riesenuhr, es klang wie ein unendlich großer Webstuhl, dessen Schiffchen hin und her schossen, begleitet vom stoßenden Schlag des Webekammes. Nun sahen sie Feuerbahnen hochsteigen, die sich verloren. Alles schien sich zu bewegen, zu verschwimmen, bald leuchtete es grell auf, dann wurde es wieder formlos. In der Gegend von Rupemaika soll es gewesen sein. Es war ein furchtbares Rauschen in der Luft, ein feindliches Zischen, ein nie vorher gehörtes Tosen, das an- und abschwoll, das erschütterte. Noch nie hatte ein menschlicher Fuß die Urwelt betreten, die sich ihnen nun durch geheime Fügung offenbarte: sie fühlten sich in eine Kluft gedrängt, von der aus sie das erlebten, was sie schaudernd erzählten. Das etwas verebbte Gebrüll stieg wiederum an, ließ alles erbeben, rüttelte die ringsum verbrannte Erde, es heulte und schrie, pfiff und dröhnte.

Nun wußten sie es, die beiden Indianer: es war der ewige Kampf zwischen Wasser und Feuer, der sich hier in der furchtbaren Einsamkeit abspielte, es war die nimmer ruhende Weltenmaschine, von der die Ahnen träumten, die Fabeln erzählten: keines Menschen Auge hatte es je gesehen, kein Ohr gehört, was die Zeitdauer der Welt hier bestimmte. Entsetzliche Feuergarben züngelten in die grausige Schlucht hinein, Dampf drängte sich unten durch, wie auf glühendem Rost standen sie, denn die Felsen glühten allmählich vor dem neuen Anprall der beiden Mächte. Eiligst mußten sie die nur wiegende Kluft verlassen und sahen in der blutrot beschienenen Gegend die grausige Öffnung, aus der das Feuer kam: aus dem Bauche des Berges kam es, ein Feuerberg mußte es sein. Und er schien sich als mächtiger Pillafi daran zu ergötzen,   sein Feuer wie eine lange,   züngelnde,   glühende Zunge herauszustrecken, um sie nach kürzerer oder längerer Zeit zu heben, zu senken, lachend, schmetternd, sie auf die dröhnende Erde zu werfen, einem Ungeheuer gleich, das sich dann schnell wieder zurückzog, irrsinnig brüllend, um gespenstig zu verglühen. Aber nur um gleich darauf zischend den Gegner aufs neue anzufallen, zu verdrängen, zu vernichten auf der uralten Erde,  die abgründige, bodenlose Klüfte zeigte, aus der es wogte und dampfte. Wo kam die zweite Macht her?

Plötzlich stockte alles in grauenhafter Stille, doch gleich darauf hatten die Erdschollen keinen Halt mehr, sie stürzten den Berg hinunter, ballten sich, lösten sich, rissen die beiden Mapuches mit, die unerwartet in das Reich des Gegners gelangten - des zornigen Wassers.

So vermochten sie das Rätsel zu lösen, das sie wirr gemacht hatte im tosenden Kampfe: woher nahm das Wasser die Gewalt, sich mit dem Feuer in solchen Wirbeln zu messen, im harten Willen aufzuspringen, um zu kämpfen, um als heißer Hauch abzuflauen, immer, ewig, bis zum Vergehen der Welt? Sie sahen es, aber ihre Herzen erbebten: zwei unendlich große Felsenblöcke, die in ständigem Aufruhr sich befanden, bewegten sich in entgegengesetzter Richtung, zerrieben die Wasser, machten sie zu aufbäumender Gischt, zu Schaum, der bis zu den Wolken stieg unter der pressenden Gewalt, um sich dann schnell auf das lockende Feuer zu werfen, während die Steine der Urwelt sich plötzlich drehten, stiegen, die Wasserwirbel zwischen sich nahmen und ihnen eine solche Macht gaben, daß das Feuer vor der Wucht sich zurückziehen mußte: der Berg mußte zeitweilig seine lechzende Zunge an sich reißen! Doch nur, um gleich wieder mit allergrößter Wut eine andere den stäubenden Wasserbergen zuzuschleudern, den himmelhohen Säulen, unter Heulen und Zischen sie zu verschlingen.   - (arauk)

Welt Maschine
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