Welt, vorige  Der Uralte, der Häuptling des Alls, hatte die Erde aus einer Frau, der Erdmutter, gemacht. Daher war die Erde einst ein Lebewesen, ganz wie der Mensch, und auch heute ist sie noch nicht ganz tot, sondern nur verwandelt. Sand und Lehm sind ihr Fleisch, Gras und Bäume ihre Haare, die Felsen ihre Knochen, und der Wind ist ihr Atem. Ausgebreitet liegt sie da, und die Menschen leben auf ihr, der Mutter. Manchmal bewegt sie sich, dann bebt die Erde. Und wenn es Winter wird, dann friert sie, und ihre Haut wird hart und brüchig. Dies ist die Erde, geschaffen von dem Uralten, der unser aller Häuptling ist.

Der Uralte nahm etwas vom Fleisch der Erdmutter, formte es zu Gebilden und machte sie zu Lebewesen. Diese Geschöpfe lebten in der vorigen Welt, die zu Ende ging, als die Menschen die Herrschaft auf der Erde antraten. Die vorige Welt war anders; die Geschöpfe, die der Uralte geformt hatte, waren Tiere und Menschen zugleich. Manche sahen wie Tiere aus, die auch heute noch leben, andere sahen den heutigen Menschen ähnlich. Manche konnten fliegen, andere schwammen wie die Fische, alle aber hatten große Zauberkräfte. Damals gab es nur eine Sprache, die alle verstanden. - Nordamerikanische Indianermärchen. Hg. Gustav A. Konitzky. Düsseldorf, Köln 1982 (Diederichs, Märchen der Weltliteratur)

 

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