Welt, dritte  Die dritte Welt war gelb wie der Sand der Wüste. Diese gelbe Welt wurde von zwei Flüssen durchflossen, einem von Norden nach Süden und einem zweiten von Osten nach Westen. Der erste Fluß war männlich, der zweite jedoch war weiblich, denn jedem Männlichen entspricht ein Weibliches. In der Mitte der dritten Welt durchflossen sie einander, daher hieß der Ort Stelle-der-kreuzenden-Wasser. Sechs Berge gab es in der gelben Welt, die das Wesen der heutigen Berge enthielten, wenn sie auch keine Gestalt und Wesenheit besaßen. Im Osten lag der Berg der weißen Muscheln, im Süden der Berg der Türkise, im Westen stand der Berg der Seeohren und im Norden der Berg der gläsernen Lava. In der Mitte der dritten Welt aber befanden sich der Mutterberg und der Berg der gestreiften Steine.

Die gelbe Welt war ebenso sonnenlos wie alle vorhergegangenen Welten, doch lebten in ihr zahlreiche Wesen. Am Berge der weißen Muscheln wohnte Türkis, ein Junge, dem das männliche Schilf unterstand. Weiter im Osten lag das Land der Steinmenschen, die noch heute um uns sind, wenn wir sie auch nicht zu sehen vermögen. Dort, wo die Wüste uns Luftspiegelungen vorgaukelt, ist das Land der Steinleute, östlich davon aber lebten jene zwölf Buckligen, denen seit alters her Saaten und Fruchtbarkeit unterstanden. Am Rande der Welt, dort, wo das Ende ist, wohnten Heiliger Mann, Heilige Frau, Heiliger Junge und Heiliges Mädchen.

Im Westen wohnte die Frau der weißen Muscheln, die das weibliche Schilfrohr hütete. Noch weiter nach Westen begann das Land der Erdfeuermenschen, und westlich von diesen wohnten die Maismädchen, die Beschützer der Fruchtbarkeit. Am Ende der Welt aber lebten vier heilige Wesen.

Im Mittelpunkt wohnten die Klippenmenschen, mächtige Wesen, deren Totenstädte noch heute verlassen in den Höhlen stehen. Auf den Bergen wohnten die Schwalbenmenschen in ihren Erdhäusern. Hier war auch die Heimat der Eichhörnchen und Mäuse, der Truthähne, Hirsche, Berglöwen, Spinnen, Eidechsen und Schlangen. An den beiden Flüssen hausten die Biberleute und allerlei Wassergetier. Auch die Geister, die unter dem Wasser leben, hatten hier ihre Heimat. Alles war ohne feste Form, denn alles war dunkel.  - Navajo-Mythos, nach: Nordamerikanische Indianermärchen. Hg. Gustav A. Konitzky. Düsseldorf, Köln 1982 (Diederichs, Märchen der Weltliteratur)

 

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