eihnachtsgefühle
Die Nacht war Schnee gefallen; im Tal lag heller Sonnenschein, aber
weiterhin die Landschaft halb im Nebel. Er kam bald vom Weg ab und eine sanfte
Höhe hinauf, keine Spur von Fußtritten mehr, neben einem Tannenwald hin; die
Sonne schnitt Kristalle, der Schnee war leicht und flockig, hie und da Spur
von Wild leicht auf dem Schnee, die sich ins Gebirg hinzog. Keine Regung in
der Luft als ein leises Wehen, als das Rauschen eines Vogels, der die Flocken
leicht vom Schwanze stäubte. Alles so still, und die Bäume weithin mit schwankenden
weißen Federn in der tiefblauen Luft. Es wurde ihm heimlich nach und nach. Die
einförmigen, gewaltigen Flächen und Linien, vor denen es ihm manchmal war, als
ob sie ihn mit gewaltigen Tönen anredeten, waren verhüllt; ein heimliches Weihnachtsgefühl
beschlich ihn: er meinte manchmal, seine Mutter müsse hinter einem Baume hervortreten,
groß, und ihm sagen, sie hätte ihm dies alles beschert. Wie er hinunterging,
sah er, daß um seinen Schatten sich ein Regenbogen von Strahlen legte; es wurde
ihm, als hätte ihn was an der Stirn berührt, das Wesen sprach ihn an.
- Georg Büchner, Lenz
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