eidensproß
In diesem Augenblick schien nichts auf der Welt dem vergleichbar, sich dem Schlaf
zu überlassen und mit ihm genauso eins zu werden, wie dieses tröpfelnde Rinnsal,
dem er lauschte, sich im Lauf dieses Grabens verlor. Doch während er sich die
ganze Zeit diesen Heimsuchungen des Schlafs hingab, konnte er sich ihnen doch
nicht bis zu dem Punkt überlassen, wo er das Bewußtsein verlor. Immer wenn er
die Augenlider einen Spalt öffnete, sah er einen heruntergebogenen Weidcnsproß
in den Graben baumeln. Seine äußerste Spitze, die im Wasser zu sehen war, sah
anders aus als der in der Luft sichtbare obere Teil; und da etwas in ihm sich
weigerte, in Bewußtlosigkeit zu versinken, kam er Schritt für Schritt dazu,
sich mit diesem baumelnden Sproß zu identifizieren. Er stand unter dem seltsamen
inneren Zwang, nicht noch weiter in süßes Vergessen zu sinken. Er stand unter
dem inneren Zwang, sich an sein Gelübde zu erinnern, »mit niemandem zu wetteifern«.
Dieses »mit niemandem wetteifern« wurde mit dem langsamen Wirbeln
des Grabenbächleins gleichgesetzt, wie es sich in winzigen Wellen um den heruntergebogenen
Sproß kräuselte. Es war ihm gestattet, spürte er undeutlich, seine paradiesische
Mattigkeit zu genießen, solange er, dieses Wesen, welches zum Teil John Crow
und zum Teil ein Weidensproß war, jene Kräusel im Sinn behielt. All diese Erscheinungen
bildeten eine vollständige Welt für sich, und in dieser Welt erfüllte er alle
seine moralischen Verpflichtungen und erfüllte sie mit einem köstlichen Gefühl
der Tugendhaftigkeit, allein indem er diese Kräuselwellen im Sinn behielt; und
das Plipp-Plopp, Plipp-Plopp des tröpfelnden Rinnsals bei seinem Ellenbogen war
die Stimme jenes seltsamen inneren Zwangs, dem er gehorchte.
- (cowp)
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