ehen
Sss. Ts, ts, ts! Das muß man sich mal vorstellen: drei Tage stöhnend
auf einem Bett, ein essiggetränktes Taschentuch auf der Stirn, der Bauch prall
geschwollen! Puh! Einfach furchtbar! Kopf des Kindes zu groß: Zange. Zusammengekrümmt
in ihrem Innern, versucht sich blind nach draußen zu stoßen, tastet nach dem
Ausgang. Umbringen würde mich das. Molly hat Glück gehabt, hats glatt geschafft.
Da sollten sie wirklich mal was erfinden, daß das ein Ende nimmt. Diese ewigen
Wehen: Lebenslänglich mit Zwangsarbeit. Die Idee mit dem Dämmerschlaf: bei Königin
Victoria hat man das gemacht. Neun hatte die. Gute Legehenne. Ein altes Weib,
das lebt' in 'nem Schuh, es hatte so viele Kinder. Also ich nehme ja stark an,
daß er schwindsüchtig war. Wird höchste Zeit, daß sich da mal jemand Gedanken
drüber macht, anstatt vom wie ging doch das Zeug vom sinnenden Busen des Silberschimmers
zu faseln. Alberner Kram, bloß Futter für Narren. - (
joy
)
Wehen (2)
Wehen
(3) Gegen fünf Uhr am Nachmittag weinte Amelia darüber,
daß sie wieder Mutter werden sollte. Mit den Füßen in einem Eimer heißen Wassers
sagte sie zu ihrer Tochter Julie: »Die Vögel singen und kümmern sich nicht um
die Angelegenheit, und ich werde diesmal sterben, und daran besteht kein Zweifel,
mein Liebling. Weine nicht, denn du warst nicht Mädchen, als ich ein Mädchen
war, und was kannst du wissen? Einst war ich ja in Sicherheit, aber ich konnte
nicht genug Dinge sein lassen, sondern mußte mich selbst auf den Weg von Verhängnis
und Verdammung bringen, durch mein Natürliches. So nimm meinen Umfang als Warnung,
und laß nie einen Mann dich berühren, denn ihr Berühren hört nie auf, und sich
zur Mutter zu schreien, ist überhaupt kein Vergnügen.« -
(ryder)
Wehen
(4) Als er aus dem Dickicht des Waldes heraus auf die
große Weite der Kiesfläche getreten war, spürte der Ingenieur
Gianni xxx den ersten Stich seiner Wehen. Er wollte nicht weiter darauf achten
und ging unbefangen weiter, wobei er seinen wertvollen xxx xxx xxx fest in seine
Hände nahm. Aber die Sache war nicht zum Scherzen. Kurz danach durchfuhr ein
neuer, unbändiger Stich seine Eingeweide, und diesmal dehnte er sich zu einem
langen Schmerz aus und begann, ihm die Eingeweide zu zerreißen. Mit angewidertem
Gesicht ob dieser Unannehmlichkeit, blaß und von kaltem Schweiß bedeckt, führte
er die Hände an den Bauch und drückte. Vergebens. Die Stiche, die ihm
die Luft abschnürten, kamen immer häufiger und unerbittlicher.
Schon schaute der Ingenieur mit verschwommenem Blick um sich. Vor ihm lag die
öde, offene Kiesfläche. Der erste Strauch war weit entfernt auf der anderen
Seite eines türkisfarbenen aufgekräuselten, strudelnden Wasserlaufs.Hinter
ihm... Hinter ihm lag der Wald, der hohe, grasbewachsene Damm im Schatten. In
den suchenden Blick des Ingenieurs trat ein leichter, milder Ausdruck der Erleichterung.
Er lief hinüber, knöpfte sich im Laufen die Hose auf und verschwand dort. Die
Stelle war wirklich ein verborgener Schlupfwinkel. Grün, daß es einem die Netzhaut
zerriß, mit von Feuchtigkeit beperltem Gras und ringsum, wie die Abgrenzung
eines Tempelchens, die dichten duftenden xxx Sträucher. Gewissermaßen in einem
Zustand von Glückseligkeit, der ihn dazu drängte, sich selbst etwas vorzumurmeln
und wohl auch zu trällern (Parentalglück!), zog er sich aus und befreite sich,
fast im Gegensatz zu seiner Eile, mühsam, wie ein Verstopfter, von dem 'Darminhalt'.
Nachdem er mit befriedigendem Ergebnis diese Autotomie zu Ende gebracht hatte
- je gewöhnlich nur in symbolischem Sinn kreativ ist -, begannen die Augen des
Ingenieurs wieder umherzuschweifen Papierabfälle gab es dort nicht. Dort gab
es schöne Blätter glatt und sauber. Während der Ingenieur sie aber noch ein
bißchen argwöhnisch beäugte, um die herauszusuchen, die seinem Bedürfnis am
ehesten entsprachen, hörte er hinter sich, an einer unbestimmten Stelle, wie
in einem Traum, ein leises, bitteres Klagen. Sofort hörte es auf und ließ nur
ein unwirkliches Echo zurück: und einen Augenblick lang war unser Ingenieur
wieder beruhigt, gefeit vor Überraschungen, die auch für einen so sportlichen
und praktischen Mann, wie er es war, besorgniserregend sind. Doch nur für einen
Augenblick. Denn schon bald wurde die zage, vereinzelte unwirkliche Klage zu
einem langanhaltenden, beharrlichen Geschrei eines Säuglings. - Pier Paolo Pasolini, Petrolio. Berlin 1994