Weg, kürzester  Wir wanderten los, um den kürzesten Weg auszukundschaften, der ins himmlische Reich führt. Ich ging auf die Treppe hinaus und klammerte mich im Gewebe einer Spinne fest, und die Spinne trug mich drei Meilen zum Himmel hoch, packte mich dann bei der Kehle und begann mich zu würgen.

Da fiel mir ein, daß es doch keinen Menschen gab, der mich hätte ausstrecken können und mir die Totenklage singen, daß, wenn ich von oben herunter zur Erde sprang, ich tot sein würde. Als ich nun von der Spinne halb erdrosselt war, kam eine Biene und verflocht sich im Spinngewebe. Kaum sah die Spinne die Biene, so ließ sie mich los und schlang ihre Klauen um die Biene. Als ich das bemerkte, sagte ich mir, daß es für mich nun Zeit sei, zu verschwinden. Die Biene hatte ihren Stachel herausgesteckt. Den ergriff ich und sprang darauf zur Erde nieder. Dabei stürzte ich auf den Scheitel eines Mannes. Mein Blick fiel auf ihn, und ich bemerkte, daß er traurig war. Soviel ich erkennen konnte, mußte der Mann sehr alt sein.

›Sag warum trauerst du?‹ fragte ich den Alten.

›Ich habe doppelt Ursache dazu‹, gab der Greis zur Antwort. ›Einmal ist es darum, daß du mich verletzt hast, als du von oben auf mich herunterfielst, und dann ist's, weil mein Vater mich schlug. Er behauptete, ich ließ meinen Großvater ins Feuer fallen und verbrennen.‹

Ich besah mir den Alten, der so alt sein mußte wie >das alte Weib von Beara‹. Ich glaubte, er wollte mich verspotten, weil er von seinem Vater und Großvater sprach, als ob die noch lebten. Ich begann ihm zu widersprechen und mich mit ihm herumzustreiten. Da riet er mir, ihn schnell zu begleiten, ich sollte es nicht bereuen.

›Ach du abscheulich häßlicher Kerl‹, rief ich, >was sollte mir von einem krüppeligen Alten deines Kalibers Ersprießliches kommen!‹

Er sah mich zornig an und blies aus seinen Nasenlöchern,  bis er mich ans Höllentor geschleudert hatte.

Als der Oberteufel sah, daß ich schon wieder da war, rief er all seine Hunde und befahl, sobald sie mich hereingezogen hätten, das Tor zu schließen.   - (ir)

Weg, kürzester (2) Vor 20 Jahren wohnte ich einem freien Platze gegenüber, der zwischen 2 parallelen Straßen lag, und nur an der Seite gepflastert war. Ereignete sich nun der Fall, daß jemand - doch hier wird es gut sein erst eine Figur zu entwerfen und zwar der Kürze wegen bloß Jm Kopfe. Man denke sich ein Quadrat, dessen 4 Winkel ich mit ABC D bezeichnen will, und zwar sollen A und B die beiden obern, C und D aber die beiden unteren andeuten, und A soll D, und B dem C gegenüber stehn. Ereignete sich, sage ich, der Fall, daß jemand von D nach A oder von C nach B wollte oder umgekehrt, welches wohl an jedem Tag leicht 500 mal geschehen mochte, so wurde es so gehalten. War es schönes Wetter, so ging man so gut man konnte nach der Diagonale. Bei schlechtem Wetter oder wenn der ungepflästerte Teil sehr morastig war wählte man statt der Diagonale die zwei Seiten, wobei gemeiniglich, ehe die Reise angetreten wurde, erst nach dem gegenüberstehenden Winkel hingesehen, und der Schritt etwas beschleunigt wurde. Sowie der ungepflasterte Boden mehr abtrocknete fanden sich entweder Kühnere oder solche die ihre Schuhe weniger schonten, und gingen nicht mehr um den ganzen Winkel, sondern kreuzten in Linien über die mit der Diagonale parallel liefen, diese Linien näherten sich nach und nach immer mehr der Diagonale und so ging es mehrenteils. Zuweilen kürzte aber auch [ein] kraftvoller Wanderer, der vor der Stadt schon einen schlechten Weg bestanden hatte, den ganzen Prozeß etwas ab, oder Menschen an deren Schuhen und Strümpfen wenig zu verderben war, oder die weder die einen noch die ändern hatten. Die merkwürdigste Erscheinung ereignete sich aber am Morgen wenn des Nachts ein tiefer Schnee gefallen war. Sobald es Tag wurde fand ich mehr oder weniger einzelne Punkte die in der Richtung der Diagonale liegen sollten, aber weder darin, noch in irgendeiner einfachen Richtung von-der ganzen Welt lagen. Sie gehörten öfter einer krummen Linie zu, von der sich 2 gegen eins hätte verwetten lassen, daß sie nicht um 1/8 kleiner als die beiden Seiten des Parallelogramms, aber die ganze Welt gegen einen Groschen verwetten ließ, daß sie nicht um 1/1000 bequemer war (falsch). Um 8 Uhr waren die Punkte schon zu einer Linie verbunden und ehe es elfe schlug sah man schon sehr gesetzte und weise Männer, die gewiß wußten, daß der kürzeste Weg von einem Winkel eines Parallelogramms nach dem gegenüberstehenden die Diagonale sei, mit stetem und ernstem Tritt durch eine krumme Linie gehen, die vielleicht ein schläfriger Nachtwächter für die Diagonale gehalten hatte. Noch war er schmal, nun begegneten sich aber viele Menschen die gewöhnlich den Pfad so ehrlich teilten daß keiner etwas davon bekam, dadurch wurde er breiter. Damals dachte ich schon etwas über Gleise zu schreiben. - (licht)

 

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