Weckdienst  Normalerweise schüttelte Donnell ihn und sagte: »Aufgestanden, Mr. Woody, ein strahlender Tag wartet auf Sie«, außer, wenn Mr. Woody ins Bett gemacht hatte. Dann hielt Donnell die Luft an und sagte gar nichts, schüttelte ihn bloß und versuchte, nicht den Gestank einzuatmen, der von dem Mann ausging. Donnell mußte dann warten, bis das geschwollene Gesicht eine Mischung aus Leben und Schmerz zeigte, Mr. Woody sich auf einen Ellbogen aufrichtete und den Drink trank. Dann zog sich Donnell immer schnell zurück. Sobald Mr. Woody den Drink ausgetrunken hatte, übergab er sich an Ort und Stelle, wenn er es nicht mehr rechtzeitig ins Badezimmer schaffte. Als Donnell mit seinem Weckdienst begonnen hatte, hatte er ihm noch Bloody Marys gebracht, bis er herausgefunden hatte, daß das Kotzen zum Wachwerden gehörte. Eine Woche lang hatte er ihm Bloody Marys gebracht, dann sagte er sich: Schluß mit diesem Scheiß, ich hab's satt, ein Badezimmer sauberzumachen, das aussieht, als hätte man darin Hühner geschlachtet.

Heute morgen schaffte es Mr. Woody noch rechtzeitig zum Kotzen ins Bad und gab dort alle möglichen elenden Geräusche von sich, während Donnell Kopfhörer überzog und sich Whodini anhörte, wie er >When we gonna get to the good part< sang. Genau. Wann fangen endlich die guten Zeiten an? Donnell achtete darauf, daß Mr. Woody nicht ausrutschte und sich den Kopf anstieß. »Mr. Woody?« sagte Donnell. »Gehen Sie runter, auf die Knie, das ist sicherer.« Dann war er auch näher über der Toilette und würde nicht das ganze Badezimmer vollkotzen.

Mr. Woody kam wieder heraus, nach Luft schnappend, als hätte er geweint, das Gesicht rot angelaufen, und Donnell gab ihm seinen zweiten Drink, den, der ihn beruhigte, der seinem Körper sagte, daß Alkohol im Anmarsch war und alles gut werden würde. - Elmore Leonard, Freaky Deaky. München 1989

Dienst Erwachen

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Wecker

 

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