echsel   Ein Schamane, so wie ihn Professor Eric R. Dodds beschreibt, ist »ein psychologisch labiler Mensch, der eine Berufung zum religiösen Leben erhalten hat. Als Resultat seiner Berufung unterzieht er sich einer strengen Ausbildungsperiode, zu der üblicherweise Einsamkeit und Fasten gehören und die auch einen psychologischen Wechsel des Geschlechts zur Folge haben kann. Aus dieser religiösen Zurückgezogenheit taucht er mit der wirklichen oder vorgegebenen Fähigkeit auf, sich beliebig in einen Zustand mentalen Dissoziierens zu versetzen.«  - (chatw)

Wechsel (2) SGANARELL : In diesem Fall, Herr, sage ich Ihnen offen, daß ich Ihre Methode nicht billige, und daß ich es schändlich finde, nach allen Seiten hin zu lieben, wie Sie es tun.

DON JUAN: Wie? Du willst, man soll sich für immer an die erste Person binden, die einen reizt, man soll ihretwegen der Welt entsagen und für niemand mehr Augen haben? Herrlich - sich durch einen falschen Ehrbegriff zur Treue zwingen lassen, sich für immer in ein Gefühl vergraben und von Jugend auf tot sein für alle anderen Schönheiten, die einem vor Augen kommen können! Nein, nein, Beständigkeit taugt nur für die Narren; alle schönen Weiber haben ein Recht darauf, uns zu begeistern, und der Vorteil der einen, die uns zuerst in den Weg lief, soll die andern nicht der gerechten Ansprüche berauben, die sie allesamt auf unsere Herzen erheben dürfen. Mich bezaubert die Schönheit überall, wo ich sie finde, und ich gebe der süßen Gewalt, mit der sie uns fesselt, gerne nach. Ich mag noch so verliebt sein - die Liebe zu der einen kann mich nie veranlassen, ungerecht gegen die andern zu sein. Ich behalte mir den Blick frei für die Reize aller und erweise einer jeden die Ehre, zahle einer jeden den Tribut, zu dem die Natur uns verpflichtet. Wie dem auch sei, ich kann mein Herz nicht gegen alles verschließen, was mir liebenswert scheint, und wenn ein hübsches Gesicht mein Herz verlangt, so gäbe ich, auch wenn ich zehntausend Herzen hätte, sie ihm alle. So eine erwachende Neigung hat neben allem andern noch einen ganz unaussprechlichen Reiz, und das ganze Vergnügen an der Liebe beruht schließlich auf dem Wechsel. Es ist ein ganz einziger Genuß, durch tausend Huldigungen das Herz einer jungen Schönen zu gewinnen, Tag für Tag die kleinen Fortschritte zu beobachten, die man macht, mit Schwüren, Tränen und Seufzern die unschuldige Schamhaftigkeit einer Seele zu bestürmen, der es so schwer fällt, die Waffen zu strecken, Schritt für Schritt all die kleinen Hindernisse zu überwinden, die sie uns entgegenstellt, die Bedenken zu zerstreuen, die sie als Ehre für sich ansieht, und sie ganz sachte dorthin zu führen, wo wir sie haben wollen. Aber hat man einmal gesiegt, dann hat man auch nichts mehr zu sagen und nichts mehr zu wünschen; alles Schöne der Leidenschaft ist dahin, und wir schlafen über dem Frieden einer solchen Liebe ein, wenn nicht ein neuer Gegenstand unser Verlangen weckt und unserm Herzen die lockenden Reize einer neu zu machenden Eroberung zeigt. Schließlich ist nichts so süß wie der Triumph über den Widerstand einer schönen Frau, und ich habe hierbei den Ehrgeiz der großen Eroberer, die von einem Siege zum andern stürmen und sich nicht entschließen können, ihre Wünsche einzuschränken. Es gibt nichts, was die Gewalt meines Begehrens hemmen könnte, ich fühle in mir die Kraft, die ganze Welt zu lieben, und wie Alexander wünschte ich, es gäbe noch eine andere Welt, auf die ich meine Liebeseroberungen ausdehnen könnte. - Molière, Don Juan. In: Molière, Werke. Übs.  Arthur Luther, R. A. Schröder, Ludwig Wolde. Wiesbaden 1954 u.ö. (Insel)

Wechsel (3) menschlicher Plagen

Auf Nacht, Dunst, Schlacht, Frost, Wind, See, Hitz, Süd, Ost, West, Nord, Sonn, Feur und Plagen.
Folgt Tag, Glanz, Blut, Schnee, Still, Land, Blitz, Wärm, Hitz, Lust, Kält, Licht, Brand und Noth:
Auf Leid, Pein, Schmach, Angst, Krieg, Ach, Kreuz, Streit, Hohn, Schmerz, Qual, Tück, Schimpf als Spott
Will Freud, Zier, Ehr, Trost, Sieg, Rat, Nutz, Fried, Lohn, Scherz, Ruh, Glück, Glimpf stets tagen.

Der Mond, Glunst, Rauch, Gems, Fisch, Gold, Perl, Baum, Flamm, Storch, Frosch, Lamm, Ochs und Magen
Liebt Schein, Stroh, Dampf, Berg, Flut, Glut, Schaum, Frucht, Asch, Dach, Teich, Feld, Wiß und Brod:
Der Schütz, Mensch, Fleiß, Müh, Kunst, Spiel, Schiff, Mund, Printz, Rach, Sorg, Geitz, Treu und GOtt
Sucht's Ziel, Schlaf, Preiß, Lob, Gunst, Zank, Port, Kuß, Thron, Mord, Sarg, Geld, Hold, Danksagen.

Was gut, stark, schwer, recht, lang, groß, weiß, Eins, ja, Lufft, Feur, hoch, weit genennt,
Pflegt bös, schwach, leicht, krum, breit, klein, schwarz, drei, nein, Erd, Flutt, tiff, nah zu meiden.
Auch Mut, Lieb, Klug, Witz, Geist, Seel, Freund, Lust, Zir, Ruhm, Frid, Schertz, Lob muß scheiden,
Wo Furcht, Haß, Trug, Wein, Fleisch, Leib, Feind, Weh, Schmach, Angst, Streit, Schmerz, Hohn schon rennt.

Alles wechselt, alles liebt,
Alles scheinet was zu hassen:
Wer aus diesem nach wird denken,
Muss die Menschen Weisheit fassen.

- Quirinus Kuhlmann

Wechsel (4) Sogar das gewohnheitsmäßig am meisten Einheitliche, das Geläufigste, wird dem Gesetz der Unterbrechung nachgeben, wird zehnmal innehalten, zwanzigmal, fünfzigmal.

Man hat ein Verlangen. Gleich darauf kein Verlangen mehr. Dann von neuem Verlangen, heftig, das ganze Feld erobernd, dann gleich nachher Nichtverlangen, keine Spur von Verlangen, dann, ohne Zeit zum Atemholen gehabt zu haben, von neuem Verlangen, im selben Augenblick, rasend, absolut, dann totales Nichtverlangen, absolute Interesselosigkeit ... und so verlängert sich im höchsten Tempo die merkwürdige Kette aus offenen Ringen, da kommt ein anderer Impuls dazwischen, der sie auf der Stelle anhält, schnell wie ein Vogel im vollen Fluge, der vor dem Fenster vorbeifliegt, ebenso schnell Aufhören des Impulses, keine Zeit darüber nachzudenken, und schon ist der Impuls wiedergekommen, dann gleich danach das neue Aufhören des Impulses bis zum Gleichmut einer Statue und dann von neuem der erste Impuls, ganz neu und heißhungrig und taub für alles, und wie ein Schatten folg ihm das Aufhören des Impulses, mit der Geschwindigkeit des Herunterkollerns auf den Stufen einer Treppe, einer Treppe, die einen sofort in entgegengesetzter Richtung wieder zurückschicken wird. Keine Ruhe mehr. Man muß da hindurch, immer nacheinander, unendlich zusammengezogen, dann auseinandergezogen, dann zusammengezogen, dann auseinandergezogen, dann zusammengezogen, dann auseinandergezogen, nie von der Tyrannei des Wechsels losgelassen. Eine Idee, die man hat, vom gleichen unsichtbaren Mechanismus geschnappt, erst gezeigt, dann verdunkelt, dann wieder gezeigt, dann von einer neuen Verdunkelung verschlungen, dann wiedererscheinend, dann von neuem gelöscht, ist unwirksam, ermüdend, flüchtig, unerlebbar, töricht, überaus quertreiberisch, und trägt das Ihre dazu bei, die geistigen Funktionen vollends lächerlich werden zu lassen. Aufreizend, grausam, verheerend, macht unfähig zu jedem Nachdenken, zu jeder Theorie, zu jeder Systematik, macht gedächtnislos, standortlos (beständig aus dem eigenen Standort herausgeworfen, wieder eingesetzt, wieder ausgestoßen), macht zum Hampelmann, macht zappeln, zappeln, zappeln, zappeln, mit den Zappelbewegungen eines zappelnden Narren, Übersetzung der unaufhörlichen kleinen Zappelbewegungen, der Vorwärts- und Rückwärtsbewegungen zwischen Anwesenheit und Abwesenheit, Übersetzung aller der erlittenen Widersprüche und aller der Antagonismen, von denen man betäubt und zerstückelt wird. Antagonismen, soweit mir schien, in ihrer sparsamen Montageform, also: »Ja«, dann Aufhören des »Ja«, dann von neuem »Ja«, dann Aufhören des »Ja«, und einen neutralen Zustand gibt es nicht.   - Henri Michaux, Turbulenz im Unendlichen. Die Wirkungen des Meskalins. Frankfurt am Main 1971

Wechsel (5)

 

Wenn das stündlin nicht da ist / so rieht man nichts aus / man thu wie man wil / Wens nicht sein sol / so wird nichts draus.

MAN erbeit wie man wil / So kan man nicht mehr ausrichten. IODa her sähe ich die mühe / die Gott den Menschen gegeben hat / das sie drinnen geplagt werden n(Er aber thut alles fein zu seiner zeit) Vnd lesst jr Hertz sich engsten wie es gehen solle / in der Welt / Denn der Mensch kan doch nicht treffen das werck das Gott thut / weder anfang noch ende.   Darumb merckt ich / das nichts bessers drinnen ist / denn frölich sein / vnd jm gütlich thun in seinem Leben. Denn ein jglicher Mensch der da isset vnd trinckt / vnd hat guten mut in alle seiner erbeit / Das ist eine gabe Gottes.

- Prediger Salomo, nach (lut)

Bewegung Dauer Veränderung
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{?}
VB
Veränderung
Synonyme