Wasserprälat  Wenn ich, so deklamierte er, im Morgengrauen mit einer Barke hinausführe und mit dem Netz meine Illusionen auswerfen könne, so habe ich vielleicht sogar das Glück, einen Wasserprälaten zu fangen.

»Was ist das für ein Fisch?«, fragte ich.

»Wasserprälaten«, antwortete er mit schon wieder überschnappender Stimme, »sind keine Fische, sondern ehrwürdige Greise, die in den Tiefen des Ozeans leben und sich nur ganz selten zeigen. Sie sind ausgerüstet mit Mitra und Hirtenstab und teilen nach Steuerbord und Backbord ihren Segen aus.«

»Sieh mal einer an!«, rief ich, vollkommen baff über die Tatsache, daß ein Mann in seinem Alter noch solchen Blödsinn erzählte.

Der Zug hielt ohne ersichtlichen Grund, während ich die Frage stellte, mich würde interessieren, wie es diese Individuen anstellten, unter Wasser zu leben, und Dagobert erklärte, sie verfügten über ein ovales Loch im Herzen, mit dessen Hilfe das Blut auf direktem Wege den nötigen Sauerstoff aufnehmen könnte, ohne dafür auf die Lungen zurückgreifen zu müssen.

In diesem Moment schien es mir, als könne ich in der Ferne das seltsame Gelächter einer Frau vernehmen. Ein Gelächter - noch heute bekomme ich eine Gänsehaut, wenn ich mich daran erinnere -, das die gesamte Tonskala auf- und abstieg, ohne sich bei einer einzigen Note aufzuhalten.  - Javier Tomeo, Unterhaltung in D-Dur. Berlin 1995 

Wasserprälat (2)
 

Prälat

 

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