asserhahn   Ein Soldat steckte in onanistischer Absicht, als er badete, das Glied in den Griff eines Wasserhahns und wurde so aufgefunden, da er es nicht wieder herausziehen konnte. - Nach (erot)

Wasserhahn (2) Während er mir seine höchst sonderbaren Enthüllungen machte und wir am Küchentisch saßen, sah ich etwas, das noch viel sonderbarer war: Von der Seite sah ich nämlich aus dem Wasserhahn, der immer noch tropfte, sah ich, und zwar so gut, als wenn es wirklich wäre, sah ich einen Kerl mit schütterem Haarwuchs oder jedenfalls mit Geheimratsecken hervorlugen, und sein kleines schlaues Gesicht verschwamm ganz mit dem Wasser.

Ich hatte nun quasi die Gabe eines guten Seitenblicks, mit dem ich besser sah als geradeaus; im Gegenteil, was ich von vorne ansah, sah ich nicht genau, aber mit dem Seitenblick erahnte ich jede verborgene Bewegung. Ich schaute dem Freund ins Gesicht, während er mir von seinen Liebeserlebnissen als junger und als reifer Mann erzählte, und zugleich kontrollierte ich verstohlen den Schlaumeier aus dem Wasserrohr.

Der Buchhalter Nestor erzählte weiter von seinen schrecklichen Liebesaffären, während er schüchtern am Küchentisch saß, und ich behielt, ohne die Freundlichkeit eines Zuhörers zu verlieren, das Spülbecken im Seitenblick. Man sah strahlend die Glatze hervorkommen, dann die Augenbrauen, die vom Wasser gekämmt waren und mir so flüssig erschienen wie kleine Bäche. Mit seiner dürftigen List nutzte der Wicht den Tropfen aus, um in den Raum zu spähen; er ließ sich, seinen dünnen Hals streckend, ein Stückchen tiefer nach unten. Dann fiel der Tropfen, und er zog sich aufs neue in das Wasserrohr zurück. Dann streckte er schön langsam auf seine scheinheilige Weise den Kopf noch einmal heraus und belauerte mich oder Nestor, der seine Geschichte erzählte.

Und während er bis zu den Schultern herausgeschlüpft war, machte ich auf einmal ein Gesicht wie ein Installateur, mit vor Anstrengung vorgeschobenem Unterkiefer und beinahe hochstehenden und ein wenig von selbst wackelnden Ohren. Der Wicht bekam einen Schrecken und gurgelte, so daß er den Zusammenhalt verlor und sich fallen ließ, und Nestor saß da und schaute mir ins Gesicht, wobei er zu reden aufhörte, und ich glaube, er bekam auch ein wenig Angst, aber mehr vor meinen Ohren, mit denen ich sehr schnell wackeln kann, falls ich einen Installateur oder einen ergrimmten Installateur spiele.

Aber vielleicht hat er auch gedacht, das sei die Wirkung seiner Geschichte, und so sprang ich mit einem Satz zum Spülbecken und wollte den Stöpsel hineinstecken, aber der glatzköpfige Wicht war schon durch den Abfluß verschwunden; wie der Blitz war er weg, der gerissene Strolch, und ich sah nur ein wenig Schaum, der ihm vor Angst gekommen war.   - (mond)

Wasserhahn (3) «Monsieur scheint mir nicht zu glauben», sagte Bueno, während er mich gewissenhaft mit Lavendel abrieb, «aber Monsieur kann es ja probieren. Unter dem Bad ist eine unterirdische Maschinerie,  so kompliziert,  daß man den Kopf verliert. Ich wollte ausfindig machen wie es geht, aber wenn man die Hahnen aufdreht kommt kein Wasser heraus, weder warmes noch kaltes, sondern ein ganzes Heer von Spinnen, große. schwarze, haarige Spinnen, solche die stinken, solche die beißen,  giftige,  teuflische.  Einmal mußte ich mich mit dem Revolver verteidigen, sie waren so groß wie meine Hand. Ich war ganz voll von ihnen, ich hatte welche im Haar und sogar in der Hose. Es hat nur so gewimmelt. Ich bin knapp davongekommen, aber ich war noch ein halbes Jahr krank, mit häßlichen Wunden auf dem Bauch und den Hüften. Monsieur kann meine Frau fragen. Leontine war es übel vor Ekel. Sie mußte mir Kräuter und Wundpflaster auflegen, und sie hat mir auch einen Absud von bitteren Kräutern und Wurzeln zu trinken gegeben, in den sie die gleichen giftigen Spinnen getan hatte, aber gebraten und im Mörser zu einem scharfen Pulver zerstoßen, und dazu hat sie die richtigen Gebete und Zaubersprüche aufgesagt. Chavin, der capita, hatte es ihr genau erklärt, denn dieser kreolische Absud ist eine Indianer-Medizin, und der capita, der hier auf der Fazenda geboren ist, kennt von seiner Mutter her alle Naturgeheimnisse. Ohne meine Frau hätte ich nie den Mut gehabt, diese Schweinerei zu kosten, auch nicht ein einziges Mal zur Probe oder aus Neugier. Aber Leontine ist eine starke Seele. Sie hat mich dazu gebracht und mich gesund gemacht. Ein Mann ist nichts ohne seine Frau. Wenn Monsieur es jetzt noch probieren will, kann er ja ins Badezimmer gehen. Aber Monsieur muß wissen, daß noch niemand imstande war, ein Bad in dieser verhexten Wanne zu nehmen.»   - Blaise Cendrars, Sternbild Eiffelturm. Zürich 1982 (zuerst 1949)
 
 

Badezimmer

 

  Oberbegriffe
zurück 

.. im Thesaurus ...

weiter im Text 
Unterbegriffe

 

Verwandte Begriffe
Synonyme