assergeist
Und wie der Jüngling gesungen hatte und sich umdrehte, trat
Sukuruja, der Wassergeist, aus dem Wald.
Sie lief als ein fremder Krieger
auf ihn zu, Straußenfedern hatte sie am Gürtel, bunte Papageienfedern schwankten
in ihrem schwarzen Haar. Sie sprang mit ihrer schweren Keule vor, er duckte
sich, schrie nach seinen Freunden. Sie sprang im Wasser von Baumstamm zu
Baumstamm, die Sonne war untergegangen. Sie schwamm.
«Hui», ruft sie, wirft das Wasser mit beiden Händen. Sie lockt die Geister.
Die Geister tanzen mit ihr. Sie spritzt und stäubt. Sie steht in einer
Wolke von Gischt. Die Geister schnappen danach. Sie sammeln sich um Sukuruja.
Die Schar wächst, je mehr die Nacht vorrückt. Sukuruja spritzt und ruft.
Sie sammeln sich wie Vögel um die Bäuerin, die Maiskörner wirft. Sukuruja
läßt sich von den Flüssen tragen, lacht und jagt die gierigen Geister.
Sie stürzen ins Wasser, schlucken davon. Sie sind Fische und Würmer und
Insekten. Der Boden nimmt sie auf. Sie fliegen als Vögel, eine neue Haut.
Vergessen die tausend Leben, die jeder gelebt, der Kummer, tägliche Mühe
und Enttäuschung, Lahm- und Müdewerden, der Gram, die Liebe, das Verbrechen.
Die Wasser, die Sukuruja wirft, rinnen durch sie.
Vergessen die tausend
Leben. - Alfred Döblin, Amazonas. Romantrilogie. München 1991
(dtv, zuerst 1937)
- Ernst Jünger, Myrdun. Briefe aus Norwegen (29. Juli 1935).
München 1980 (dtv bibliothek kubin, zuerst 1943)
Wassergeist (3)
- Odilon
Redon
Wassergeist (4) Sie sagen daß Gott das
Wasser nicht geschaffen habe, und nehmen dafür die Bibel in Anspruch, nämlich
das Buch Genesis. Dort steht geschrieben, daß der Geist
des Herrn über dem Wasser schwebte, und sie meinen,
daß es besondere Geister gebe, die im Wasser wohnen. Diese (so glauben sie)
enthüllen alle zukünftigen und vergangenen Dinge. Und den größten und mächtigsten
unter all diesen Geistern nennen sie Salathiel. Um ihre Kunst zu betreiben,
opfern sie diesem Geist durch das Entzünden von Kerzen. So etwas ist ein Akt
des Aberglaubens, und zwar ein besonders schlimmer. - (
hart
)
|
|