Wasser, altes  Bisweilen erscheint eine Achatknolle von bescheidenen Ausmaßen, wenn man sie in der Hand wiegt, ungewöhnlich leicht. Man weiß dann, daß sie hohl und mit Kristallen ausgekleidet ist. Hält man sie nah ans Ohr und schüttelt sie, so kommt es manchmal, wenn auch sehr selten, vor, daß man ein Geräusch wie von einer Flüssigkeit vernimmt, die an die Wandungen schlägt. Mit Sicherheit wohnt ein Wasser in ihr, das seit dem Beginn des Planeten in einem steinernen Kerker gefangen blieb. Das Verlangen regt sich, dieses frühe Wasser zu Gesicht zu bekommen.

Man muß die rauhe Oberfläche, die äußere Rinde der Druse, behutsam abschleifen, dann, mit noch größerer Vorsicht, den inneren Chalzedon bis zu dem Augenblick, an dem, hinter der lichtdurchlässigen Scheidewand, ein dunkler Fleck sich bewegt. Er zittert mit der Hand, die den Stein hält, und er bleibt hartnäckig in der Waagerechten, wie man den Stein auch neigen mag. Das ist das Wasser oder, zumindest, eine Flüssigkeit, die noch vor dem Wasser war und die sich aus so fernen Zeitaltern erhalten hat, daß diese gewiß weder Quellen noch Regen, weder Ströme noch Meere kannten.  An Flüssigem gab es damals nur geschmolzene, bald schon erstarrte Metalle; vielleicht auch, in entlegenen Höhlen, das hurtige, wunderliche Quecksilber, ein flüchtiger Spiegel, flüssig und kalt, das einzige Metall, das, um zu gefrieren, einer strengen Temperatur bedarf, von welcher der abgekühlte Planet jedoch noch weit entfernt ist; schließlich dieses heimliche Wasser, das mit Wasser sicherlich immer nur den äußeren Anschein gemein hatte.  - (cail)

 

Wasser

 

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