Waschbecken  Traveler war einem Freund aus Buenos Aires, der in seinem ganzen Scheißleben ein Gedicht von mir nicht begreifen konnte, das so anfing, paß auf: »Im Halbschlaf ich ein Taucher im Waschbecken.« Dabei ist es ganz einfach; wenn du ein wenig darüber nachdenkst, verstehst du es vielleicht. Wenn du aufwachst und hast noch die Überreste von einem Paradies, das du im Traum gesehen hast, und jetzt hängen sie an dir herunter wie das Haar eines Ertrunkenen: ein gräßliches Ekelgefühl, Angst, ein Gefühl, daß alles schwankt, alles ist falsch und vor allem nutzlos. Du fällst hinein; während du dir die Zähne putzt, bist du wirklich ein Waschbeckentaucher, es ist, als ob das weiße Waschbecken dich einsaugte, als ob du in das Loch rutschtest, das Zahnstein, Rotz, Schuppen, Augenbutter, Speichel fortnimmt, und du läßt dich wegrutschen in der Hoffnung, daß du vielleicht zurückkehrst in das andere, in das, was du vor dem Wachwerden gewesen bist, und das noch immer herumgeistert, noch immer in dir ist, du selbst bist, aber langsam dich verläßt... Ja, für einen Augenblick fällst du hinein, bis die Abwehrmechanismen des Wachseins dich wieder zurückholen.

- Eine typisch existentielle Erfahrung, sagte Gregorovius pedantisch.

- Mag sein, aber alles hängt von der Dosis ab. Mich saugt das Waschbecken wirklich ein.  - (ray)

 

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