as! Lloyd
vernahm aus nächster Nähe das Gestotter von Schüssen, Schüsse aus automatischen
Waffen. Erst dachte er, sie kämen aus einem Radio oder Fernseher, aber sie waren
zu klar und deutlich und nahe. Sie kamen aus der Richtung der Afrikanischen
Kirche. Er hob sein M-14 auf und rannte zur nächsten Kreuzung. Als er um die
Ecke bog, hörte er Schreie, drehte sich um und blickte vom Bürgersteig aus durch
die zerbrochenen Fenster hinein. Als er die Verwüstung drinnen sah, schrie auch
er auf. Schwester Sylvia und drei Gemeindemitglieder lagen in ihrem Blut vereint
in einer unentwirrbaren Masse verschlungener Leiber auf dem Linoleumboden. Irgendwo
in dem Haufen von Leibern schoß eine Blutfontäne aus einer durchtrennten Arterie
hoch. Wie gelähmt sah Lloyd zu, wie sie versiegte, und er spürte, daß sein Schreien
zu einem einzigen Wort wurde: »Was! Was! Was!«
Er schrie so lange, bis es ihm endlich gelang, seinen Blick von den zerfetzten
Leibern loszureißen und auf die übrige, nach Kor-dit stinkende Kirche zu richten.
Schwarze Köpfe blickten über Kirchenbänke hinweg zu ihm hin. Dunkel wurde Lloyd
bewußt, daß die Leute Angst vor ihm hatten. Mit Tränen im Gesicht ließ er sein
Gewehr aufs Pflaster fallen und schrie: »Was? Was? Was ?«, woraufhin eine Reihe
von Stimmen ihm entgegenheulte: »Mörder, Mörder, Mörder!« Dann hörte er
etwas weiter zu seiner Linken, schwach, aber deutlich vernehmbar, jemanden skandieren,
und er wußte genau, daß es eine echte, keine elektronische Stimme war: »Auf
Wiedersehen, Ihr Nigger. Auf Wiedersehen, Ihr Dschungelratten. Wir sehen uns
in der Hölle wieder.« -
James Ellroy, Blut auf dem Mond (mit: In der Tiefe der Nacht). Frankfurt am
Main / Berlin 1993
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