Wangen   Ich stand auf der Türschwelle, ich zögerte, und dann entstand ein Sog, ein Schatten huschte über die Dek-ke, und ich fühlte mich vorwärts gestoßen. Ich schwebte, ich war benommen von den leuchtenden Schwaden, die von überallher gleichzeitig in mich eindrangen. Madeleine ist schwebend auf mich zugekommen, nahm mir meinen Überzieher ab, und ich habe bemerkt, daß sie ihre Haare nach hinten gekämmt und Ohrringe angesteckt hatte: ich erkannte sie nicht wieder. Ich sah ihre großen Wangen an, die nicht aufhörten, den Ohren zuzustreben. In den Wangenhöhlen, unter den Backenknochen, waren zwei einsame rosa Flecken, die aussahen, als langweilten sie sich auf diesem armseligen Fleisch. Die Wangen strebten, strebten den Ohren zu, und Madeleine lächelte:

«Was nehmen Sie, Herr Antoine?»

Da hat mich der Ekel gepackt, ich habe mich auf die Bank fallen lassen, ich wußte nicht einmal mehr, wo ich war; ich sah die Farben langsam um mich kreisen, ich hatte einen Brechreiz. Und das ist es: seitdem hat der Ekel mich nicht verlassen, er hält mich fest.  - Jean-Paul Sartre, Der Ekel. Reinbek bei Hamburg 2004 (zuerst 1938)

Wange (2)

Wange (3)

- Unknown anatomist

 

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